Volksverhetzender Kommentar der Deutschen Welle

Einsame Beerdigung eines Corona-Opfers in Bergamo.
Ein­sa­me Beer­di­gung eines Coro­na-Opfers in Bergamo.

Schon ges­tern habe ich mich mäch­tig auf­ge­regt über die­se unge­heu­er­li­che Schwei­ne­rei auf der Web­sei­te der Deut­schen Wel­le – gehört zur öffent­lich-recht­li­chen ARD. Damit sich das nicht in mei­nem Coro­na-Mikro­blog ver­sen­det, habe ich mich ent­schie­den, dem The­ma hier noch ein­mal sepa­rat ein paar Zei­len zu wid­men. Ob es was nutzt, weiß ich nicht. Ist aber auch egal. Es gehört gesagt.

Ich habe in Jahr­zehn­ten noch nie ernst­haft erwo­gen, wegen irgend­was den Pres­se­rat anzu­ru­fen – dazu bin ich gene­rell zu ent­spannt -, aber dies­mal wäre es ange­bracht. [1]Wenn ich was zu meckern habe, mache ich das nor­ma­ler­wei­se hier.

Wie kann man, in einer Zeit, in der welt­weit Men­schen zu Tau­sen­den elen­dig kre­pie­ren – älte­re Men­schen zu fast 100 Pro­zent nota bene -, die­sem pre­kär leben­den Ber­li­ner Loo­ser – Joel Dull­roy UG (haf­tungs­be­schränkt) – mit sei­nem »jour­na­lis­ti­schen« Bauch­la­den eine Platt­form bie­ten, um sich aus­zu­kot­zen und die voll­kom­men unschul­di­gen Opfer auch noch zu ver­höh­nen? Ich kom­me da nicht mit.

Die­ser »Kom­men­tar« ist der­ma­ßen abscheu­lich, empa­thie­frei, idio­tisch, men­schen­ver­ach­tend und, ja, volks­ver­het­zend, dass ich nicht glau­ben kann, dass jemand aus der Redak­ti­on der ansons­ten wirk­lich seriö­sen Web­sei­te der Deut­schen Wel­le die­ses Mach­werk eines frei­en Mit­ar­bei­ters abge­seg­net hat. Und da geht es nicht um Geschmack oder poli­ti­sche Ein­stel­lung oder Mei­nung. Mal unter uns Kol­le­gen: Joel Dull­roy kom­men­tiert nicht, der macht unter sich.

Im nord­ita­lie­ni­schen Ber­ga­mo bringt eine Kolon­ne von Mili­tär­last­wa­gen die Lei­chen von Covid-19-Opfern zur Ver­bren­nung in ande­re Orte, weil das loka­le Kre­ma­to­ri­um mit der Men­ge an Kör­pern über­for­dert ist. So sieht das tat­säch­lich aus, wenn laut Deut­sche Wel­le »vie­le jun­ge Men­schen gera­de ihre Lebens­grund­la­ge auf­ge­ben, damit die Alten wei­ter­le­ben können«.

Vor­ges­tern star­ben in Ita­li­en 475 Men­schen – an nur einem Tag. Am Frei­tag waren es 600 neue Coro­na-Tote an einem Tag.

Das vor Augen, lese man bit­te und las­se ganz lang­sam ein­si­ckern, was die­ser in Ber­lin leben­de Aus­tra­li­er Joel Dull­roy als frei­er Mit­ar­bei­ter namens und auf Rech­nung der Deut­schen Wel­le abson­dern darf.

Mein Freund Ric­car­do aus dem nord­ita­lie­ni­schen Ber­ga­mo, der die Apo­ka­lyp­se gera­de am eige­nen Leib erlebt, ist empört und hat für die­ses Schur­ken­stück nur ein Wort: »Absurd!«

Und wenn Dull­roy als »Ent­schä­di­gung« in sei­ner »con­clu­sio« für das erlit­te­ne Unrecht eine »Zukunft ohne fos­si­le Brenn­stof­fe« ein­for­dert, so wür­de ich mei­nen: Sein Hei­mat­land Aus­tra­li­en ist der größ­te Koh­le­pro­du­zent und ‑nut­zer welt­weit. Wenn er also ein Betä­ti­gungs­feld als Umwelt­ak­ti­vist sucht, darf er sich mei­net­we­gen ger­ne und mög­lichst zügig nach Down Under ver­fü­gen. Da hat er jah­re­lang zu tun.

Good rid­dance, asshole!

Man muss sich die­se Unge­heu­er­lich­kei­ten aus der Feder des Deut­sche-Wel­le-Autoren mal auf der Zun­ge zer­ge­hen lassen.

Denn vie­le der älter gewor­de­nen Baby­boo­mer sowie die ganz Alten ver­dan­ken ihr wei­te­res Leben der Selbst­lo­sig­keit die­ser jun­gen Leute.

Der ein­zi­ge leicht zu ver­schmer­zen­de Ver­lust durch das Coro­na­vi­rus ist der Mythos der ver­wöhn­ten und selbst­süch­ti­gen Millenials.

Sagen wir es klar und deut­lich: Vie­le jun­ge Men­schen geben gera­de ihre Lebens­grund­la­ge auf, damit die Alten wei­ter­le­ben können.

Wir voll­zie­hen als Gesell­schaft eine bewuss­te Über­re­ak­ti­on, um das Leben der Schwächs­ten zu retten.

Wie bit­te????

»Leicht zu ver­schmer­zen­der Ver­lust?« »…, damit die Alten wei­ter­le­ben kön­nen«? »…bewuss­te Über­re­ak­ti­on«, »…Selbst­lo­sig­keit die­ser jun­gen Leute…«?

Ich habe sel­ten einen der­ar­tig beklopp­ten Bull­shit gele­sen. Der Deut­schen Wel­le wahr­lich unwür­dig. Fra­ge mich, wer in der Redak­ti­on das abge­seg­net hat. Dafür hat der Hono­rar bekom­men? [2]Neben­bei ver­brei­tet er die­sen geis­ti­gen Dünn­schiss auch noch auf Twit­ter.

Habt ihr das über­setzt und auch auf den ita­lie­ni­schen Dienst gege­ben? Habt ihr euch das getraut, Kollegen?

Dull­roy glaubt beob­ach­tet zu haben: »Die Men­schen sind wie­der mensch­li­cher geworden.«

Sich selbst kann er damit nicht gemeint haben.

Sei­ne Vor­freu­de auf das bedin­gungs­lo­se Grund­ein­kom­men hin­ge­gen kann ich aus sei­ner Per­spek­ti­ve ganz und gar nachvollziehen.

Und wenn ich die­sen »Kom­men­tar« einer US-ame­ri­ka­ni­schen Flö­tis­tin auf der Web­sei­te der Deut­schen Wel­le lese, könn­te ich gleich die nächs­te Phil­ip­pi­ka star­ten. Ich belas­se es mal bei einem Wort: Trump.

Was ist nur bei die­sem Sen­der los?

Anmer­kun­gen

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1 Wenn ich was zu meckern habe, mache ich das nor­ma­ler­wei­se hier.
2 Neben­bei ver­brei­tet er die­sen geis­ti­gen Dünn­schiss auch noch auf Twit­ter.

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