Das »Hermännchen«, in Lippe gut bekannt aus dem Detmolder Kurier, meldet sich heute ausnahmsweise mal auch im Pivit zu Wort. Hermännchen macht sich so seine Gedanken. Über die geplanten Industriewindanlagen auf dem Kamm des Teutoburger Waldes. Und über andere Orte bei Detmold, an denen Landschaft und Natur, Fauna und Flora sträflich missachtet werden.
Hermännchen zweifelt hin und wieder, ob das, was er sagt, wirklich ankommt. Ob es den Weg über die Schrift in die Augen und ins Gehirn findet. Und ob das, was er so sagt, wirklich auch von der Denkmurmel verarbeitet wird. Denn manchmal hat er den Eindruck, er könnte alles auch einem Sack Reis, einer Windkraftanlage oder dem Asphalt der Straße erzählen.
Liebe Leser, erinnert ihr Euch noch? Es war kurz vor der letzten Wahl. Da berichtete Hermännchen von dem netten Güllebehälter an der Externsteiner Straße. Und er vermutete nicht nur, dass die Genehmigung mit einer heißen Nadel gestrickt wurde, sondern dass auch die Anwohner von Heiligenkirchen und Hornoldendorf olfaktorisch in einen besonderen Genuss kommen würden.
Jetzt steht das Ding in der Landschaft – optisch ist das Graffiti an der Außenwand noch der schönste Aspekt.
In den Medien wurde berichtet, dass Gärreste aus einer Biogasanlage hier zwischengelagert werden, damit sie schneller auf die Felder gebracht werden können. Doch was wurde in die Biogasanlage gefüllt? Klar, auch Schweinegülle. Wer mal was von Gärung gehört hat, der weiß dass dabei Gas entsteht. Es blubbert.
Toll für die Biogasanlage – denn das ist das Biogas, was da rauskommt. Doch auch in einem solchen Behälter blubbert es noch, zumindest ein bisschen. Und es muss auch umgerührt werden, damit sich nicht unten eine Schlammschicht absetzt. Dummerweise bleibt dabei der Duft nicht im Behälter – vor allem wenn kein Dach drauf ist. Und so gibt es immer wieder ganz besondere Erlebnisse für die Nasen der Anwohner, je nachdem, wie der Wind steht.
Erst als es zum Himmel stank …
Hermännchen fragt sich, warum nicht zu Beginn mal darüber nachgedacht wurde. Warum war es in der Lokalpolitik so still? Geht die Wirtschaft großer Betriebe über alles? Erst als es anfing zu riechen, regte sich der Protest der Politprominenz. Warum wird die Duftentwicklung auch nicht bei den Planungen mit einbezogen? Entweder waren Planer und die Genehmigungsbehörde schluderig, oder das Ding wird falsch genutzt.
Kommt jetzt so ein Ballon auf das Betonfass? Auf jeden Fall wird das dann ebenfalls nicht gerade zu einer optisch-ästhetischen Bereicherung der Landschaft führen.
Genauso ist es mit der Gauseköte. Warum wurden an den Hang keine Pflanzen eingesetzt? Das hat sich Hermännchen bereits vor langer Zeit gefragt. Jetzt rutscht es wieder kräftig. Muss die Gause demnächst wieder gesperrt werden? Dauert es dann wieder Jahre, bis eine Lösung da ist? Steht den Berlebeckern eine Sand- und Schlammlawine bevor, wenn sich ein Tief mal die Gause zum Abregnen aussucht?
Apropos: Hermännchen kritisiert auch das Hochwasserrückhaltebecken, das in Hornoldendorf geplant ist. Doch macht sich da jemand Gedanken? „Ja, wir sind dafür“ schreien nicht nur Lokalpolitiker. Haben sie sich wirklich intensiv informiert? Klar, sagen sie. Der Werrewasserverband hat alle Unterlagen auf den Tisch gelegt. Doch er will das Projekt realisieren. Ist das dann nicht eine befangene Informationsquelle? Genauso, als würde Hermännchen dazu referieren?
Wo bleiben die Fakten? Fakt ist beispielsweise, dass es seit der Renaturierung der Wiembecke, die noch nicht abgeschlossen ist, trotz Rekordniederschlägen kein Schadhochwasser auf dieser Seite gab. Gibt es damit nicht andere Möglichkeiten, Hochwasser zu verhindern, ohne eines der letzten schönen Bachtäler zu verbauen? Haben sich die Herrn und Damen, die das befürworten, mal die Mühe gemacht, vor Ort die Natur anzuschauen, wie schön sie ist? Hat jemand eigentlich schon mal eine detaillierte Untersuchung von Alternativflächen gesehen – und zwar eine solche, in der Fläche für Fläche am Bach für eine Eignung untersucht wurde?
Da gerät so manches ins Rutschen
Diese Frage stellt Hermännchen vor allem auch den Politikern, die sich Umwelt- und Klimaschutz auf die Fahnen geschrieben haben. Vor allem aber: Muss in Zeiten des Klimawandels und der überall propagierten Abkehr vom Auto noch eine Straße obendrauf gebaut werden?
Und, fragt sich Hermännchen, wie sicher ist so ein Zwölf-Meter-Hochwasser-Damm, wenn es schon an der Gauseköte nicht gelingt, den Hang stabil zu halten?
Die Gause ist ja auch so ein Fall – was passiert eigentlich, wenn dort die wunderbaren Windkraftanlagen errichtet werden? Hermännchen hat sich ja letztes Mal Gedanken um das Wasser gemacht, das bei starken Regenereignissen anfällt. Zu dem, was von den Fundamenten fließt, kommt ja noch das Wasser von den befestigten Wegen zu den Anlagen.
Adlerwarte in ihrer Existenz bedroht
Hat sich jemand Gedanken gemacht, was mit Europas ältester Greifvogelwarte passiert? Eines ist doch klar: Wenn sich die Windmühlen drehen, können die zumachen. Kein Falkner wird seine Vögel, die ja recht große Flugradien haben, in der Nähe dieser Anlagen fliegen lassen. Und die Auffangstation ist dann erst recht zwecklos. Die aufgezogenen Greife rauslassen, dass sie gleich in der nächsten Anlage geschreddert werden?
Oder ist geplant, die Anlagen immer dann, wenn geflogen wird, abzustellen? Wenn die sich dann trotzdem noch lohnen, dann ist da etwas aber ganz gewaltig faul und stinkt zum Himmel. Und das ganz ohne Güllefass…
Nimmt man billigend in Kauf, dass die Einrichtung der Stadt Detmold, die einer der größten touristischen Magnete nicht nur der Stadt ist, im wahrsten Sinne den Bach runter geht? Statt Adlerwarte nur noch ein Hügel mit Aussicht auf Windräder? Ist das das neue Tourismuskonzept?
Was sagen die Experten dazu? Klar, es gibt dann bestimmt entsprechende Gutachten, dass die Anlagen den Tourismus nicht stören. Vielleicht sogar förderlich sind, denkt sich Hermännchen.
Fragwürdige Gutachten
Ist das wirklich die Meinung aller Tourismusexperten, oder gibt es da vielleicht Leute, die aus welchen Gründen auch immer das Ganze durch eine rosarote Brille sehen? Oder vielleicht sogar profitieren?
Nein, Hermännchen will nichts unterstellen – aber solche Gedanken drängen sich doch auf – oder etwa nicht?
Und Hermännchen geht jede Wette ein: Wenn das, was so geplant ist, alles so kommt, dann wird es irgendwann zu bösen Problemen kommen. Dann soll mal keiner sagen, Hermännchen hätte nicht gewarnt…
Ganz ohne magische Glaskugel, Kaffeesatz oder Runenwerfen. Aber vielleicht wollen die Menschen gerade sowas. Vielleicht sollte sich Hermännchen als städtischer Wahrsager bewerben, als Ratgeber für Verwaltung und Politik…
Übrigens: Schon wieder sind Wahlen.
Natürlich gibt es Hermännchens Gedanken auch wie gewohnt am Wochenende wieder im Detmolder Kurier.
Schön das das Hermännchen das so sieht…
So wie es ist, und seien wird..
Ich kann nur hoffen das die Leute endlich die Augen auf machen. Windkraft heißt nicht Umweltschutz..
Auch das „Argument“ der Strom muß doch irgendwoher kommen, ist nur ein Joke.
Man kann doch nicht Umwelt und Artenschutz fallen lassen weil hier der Prinz zu Lippe, sowie die Firma Westfalenwind, nur ihren Profit sehen.
Herr Prinz zu Lippe, Sie waschen ihre Hände in Unschuld, weil sie ja Herrn Lackmann „so sehr vertrauen“. Das ging damals, bei Pontius Pilatus, ja auch schon schief. Herr zu Lippe bitte überdenken Sie ihr Handeln. Geld ist nicht alles. Sie zerstören mit Ihrem Handeln den lippischen Wald, der ja eigentlich
auch Ihre Heimat ist..
Markus G.