Die Facebook-Trottel unter sich

Eigent­lich habe ich im Lau­fe der ver­gan­ge­nen zehn Jah­re oder so so ziem­lich alles zu Face­book gesagt, was es zu sagen gibt. Aber der­zeit fällt mir eines beson­ders auf.

Da tum­meln sich mas­sen­haft Leu­te, die offen­bar ernst­haft glau­ben, dass sie unter sich sind. Und ledern – total ent­hemmt – ent­spre­chend ab. Nichts könn­te fal­scher sein – als die Annah­me, dass es nur die eige­ne Peer­group sieht. Gefühl­te Sicher­heit. Ange­nom­me­ne (aber nicht exis­tie­ren­de) Anonymität.

Ers­tens sieht und spei­chert Face­book ALLES. Kom­men­ta­re, Likes, ver­meint­lich pri­va­te Nach­rich­ten, Nach­rich­ten in Grup­pen, Nach­rich­ten in ver­meint­lich nicht­öf­fent­li­chen Grup­pen. Eben ALLES. Und die löschen NICHTS. NIEMALS.

Zwei­tens: Im Zwei­fel respek­ti­ve Streit­fall kann ALLES ver­wer­tet wer­den. Und wird es auch. Die Täter, Maul­hel­den, Het­zer, Büch­sen­span­ner, Like-Idio­ten und sons­ti­gen Face­book-Trot­tel sind im Hand­um­dre­hen ermit­tel­bar und wer­den bei Bedarf im Nu ans Mes­ser geliefert.

Etwa, wenn sie pau­sen­los gegen miss­lie­bi­ge Rats­frau­en und ande­re pöbeln.

Wer ihnen ant­wor­tet, nährt sie.

Schon mal was vom Face­book-Gesetz gehört? Sicher nicht. Dafür müss­te man ja lesen kön­nen. Und in der Lage sein, das Gele­se­ne auch zu verstehen.

Drit­tens: Sich gegen­über einem US-Kon­zern und einer hem­mungs­lo­sen Daten­kra­ke der­ma­ßen vir­tu­ell nackig zu machen, ist eh schon ganz grund­sätz­lich an Dümm­lich­keit nicht zu überbieten. 

Abge­se­hen davon: Ich glau­be kaum, dass der (Ex-)Polizist, der Ortho­pä­die-Schuh­ma­cher­meis­ter, der Phy­sio­the­ra­peut, der Hand­wer­ker, der Stu­dent, der Haupt­schü­ler, der Azu­bi, die Haus­frau, die (Ex-)Schulleiterin, der CDU-/FDP-/SPD-Kom­mu­nal­po­li­ti­ker aus HBM/Augustdorf sich im per­sön­li­chen Umfeld genau so scham­los und unver­schämt gebär­den wür­den, wie sie es in ihren (Zitat) »Ergüs­sen« auf Face­book hem­mungs­los tun.[1]Fotos/Screenshots von den Accounts gefäl­lig? Hof­fe ich wenigs­tens. Im geschäft­li­chen erst recht nicht. Es sei denn, sie möch­ten mal eine Insol­venz haut­nah erleben.

Unglaub­lich, wie unbe­schreib­lich däm­lich man­che Leu­te sind. Zu glau­ben, dass sie sich hin­ter irgend­wel­chen hirn­ris­si­gen Fan­ta­sie­na­men und alber­nen Zweit­pro­fi­len ver­ste­cken und aus der Schuss­li­nie brin­gen kön­nen, ist noch beklopp­ter. Wie bescheu­ert kann man eigent­lich sein, ehe es straf­bar wird und wehtut?

Ande­rer­seits: Die meis­ten von denen sind nicht in der Lage, zwei Sät­ze gera­de­aus zu schrei­ben. Geschwei­ge denn feh­ler­frei. Passt also.

Wir wol­len ja nicht hof­fen, dass jemand jedes Wort in bestimm­ten Debat­ten extern mit­ge­schnit­ten hat, das da je gesagt wur­de – und bei Bedarf aus dem Hut zau­bert. Da kön­nen die Admins in sol­chen Face­book-Grup­pen mani­pu­la­tiv-selek­tiv »löschen« (s.o.) soviel sie wol­len. Das Netz ver­gisst bekannt­lich nie.

Als jemand, der über eini­ge IT-Erfah­rung aus +35 Jah­ren ver­fügt, weiß ich: Man kriegt sie. Immer. Man sieht alles, was man sehen will, auch ohne offi­zi­el­len Face­book-Account. Das ist nur eine Fra­ge der Mit­tel. Und ich bin ein sehr gedul­di­ger Jäger und Sammler. 

Rent­ner haben ja Zeit. Wenn sie nicht gera­de mit den Enkel­kin­dern spie­len. Was deut­lich mehr Spaß macht. Oder beob­ach­ten, wie die gan­ze Welt in Scher­ben fällt. Was furcht­bar ist.

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1 Fotos/Screenshots von den Accounts gefällig?

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