Halunke

Ein Wort, das ich nicht so häu­fig benut­ze. Was wahr­schein­lich gut ist, da das auch bedeu­tet, dass ich wenig Anlass hät­te, es zu ver­wen­den. »Halun­ke« ist ja nicht gera­de ein Kom­pli­ment und bedeu­tet so viel wie Gau­ner, Spitz­bu­be oder Betrüger.

Neu­lich ist es mir in einem »Tat­ort« begeg­net – als Pfer­de­na­me. Gut, dem Pferd wird es egal gewe­sen sein.

Wie so oft in die­ser klei­nen Kolum­ne ist die sprach­li­che Geschich­te sehr inter­es­sant. Der ers­te Weg führt zu Wikipedia.

Dort erfah­ren wir, dass »Halun­ke« auf zwei Bezeich­nun­gen zurück­geht, die bei­de sla­wi­schen Spra­chen ent­lehnt wur­den. Das schle­si­sche »holom­ken« bezeich­ne­te Mit­te des 15. Jahr­hun­derts die Die­ner und ist von dem alt­tsche­chi­schen Wort »holo­mek« abge­lei­tet, das einen jun­gen Mann, einen Die­ner, aber auch einen Hen­kers­knecht, Gau­ner und Betrü­ger meint. [1]Schön sind auch die vie­len Syn­ony­me, die sich bei Open­the­sau­rus fin­den: Böse­wicht, Föt­zel (schweiz.), Frev­ler, Gau­ner, Hader­lump (bair., österr.), Halun­ke, Lump, Mis­se­tä­ter, Schlitz­ohr, Schuft, … Wei­ter­le­sen …

Das ost­mit­tel­deut­sche »Holun­ke« bezeich­net einen Stadt­die­ner, Boten und Hei­de­läu­fer und hat sei­nen Ursprung im ober­sor­bi­schen »holank«, womit ein Bewoh­ner der Hei­de (hola) bezeich­net wird.

Die Grund­be­deu­tung war in bei­den Fäl­len „kahl, nackt, bloß“ (holy), tsche­chisch (holý) – eine Eigen­schaft, die sich einer­seits auf den – hopp­la! – unbe­haar­ten Hoden­sack eines unrei­fen Man­nes und ande­rer­seits auf die kar­ge Hei­de­land­schaft bezog. Es dürf­te von »holo­mu­dec«, eigent­lich »Bart­lo­ser«, abstammen.

Wer hät­te das gedacht?

Dass die klei­ne Recher­che auch noch zu Hans Albers führ­ten wür­de, fand ich auch über­ra­schend. Ist aber so. Für den hat näm­lich Fritz Graß­hoff (1913–1997) den Hit Nimm mich mit Kapi­tän, auf die Rei­se geschrie­ben. Nein, weder Albers noch Graß­hoff ware Halun­ken, aber letz­te­rer hat von 1947 an die Halun­ken­pos­til­le geschrie­ben. Und das war nichts weni­ger als eines der erfolg­reichs­ten Lyrik­bü­cher der Nach­kriegs­zeit. Zahl­rei­che Tex­te und Bal­la­den wur­den ver­tont und von nam­haf­ten Inter­pre­ten aufgenommen.

Sieh mal einer an!

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1 Schön sind auch die vie­len Syn­ony­me, die sich bei Open­the­sau­rus fin­den: Böse­wicht, Föt­zel (schweiz.), Frev­ler, Gau­ner, Hader­lump (bair., österr.), Halun­ke, Lump, Mis­se­tä­ter, Schlitz­ohr, Schuft, Schur­ke, Spitz­bu­be, Strolch, Tunicht­gut, Übel­mann, Übel­tä­ter, übles Sub­jekt, Unhold, fie­ser Fin­ger (ugs., abwer­tend, ver­al­tet), krum­mer Hund (ugs., fig.), Schubiack (ugs.), Canail­le (derb, franz.), Kanail­le (derb)

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