
Wie es aussieht, fängt die neue Woche für die Spitze der Stadt Horn-Bad Meinberg nicht so gut an. Insbesondere für den SPD-Bürgermeister Krüger und seinen Wirtschaftsförderer Rüdiger Krentz. Diesmal geht es nicht um das geplante Amazon-Logistikzentrum oder die geplante Altreifen-Recycling-Anlage – beides im Beller Feld -, sondern um das geplante Fachmarktzentrum nahe der Innenstadt an der Kampstraße. Dort sollen der Lebensmitteldiscountmarkt Aldi, ein Getränkefachmarkt Trinkgut, ein Lebensmittelverbrauchermarkt Edeka und ein Drogeriefachmarkt Rossmann angesiedelt werden. Dafür sollen auch Wohnhäuser weichen, die Mieter aus einem Dreifamilien- und einem Sechsfamilienhaus umziehen – was größtenteils auch passiert ist.

Das Projekt wurde gerade vom Rat abgesegnet – gegen die Stimmen von Bürgerbündnis, FDP, Linken, und neuerdings auch Grünen. Ja, da wird gerade viel und groß geplant in »HBM«, aber offenbar mit allzu lockerer Hand.

Gegen das Projekt fährt nun die redos institutional GmbH schweres Geschütz auf. Das Hamburger Unternehmen ist Eigentümer der Marktkauf-Immobilie an der Wilberger Straße. Edeka/Marktkauf ist ein sogenannter Ankermieter. Der nur einen Katzensprung entfernte Marktkauf (gehört zur Edeka-Gruppe) wäre Konkurrent der Anbieter im neuen Fachmarktzentrum – falls es denn je gebaut wird. Oder der Marktkauf müsste, zum Edeka geschrumpft, dort einziehen. Will er wohl nicht. Was dann aus dem Toom am gleichen Standort würde, ist offen. Zukunft ungewiss.
Die Gerüchteküche kocht.
Das Schreiben an Bürgermeister Heinz-Dieter Krüger, an die Fraktionen und an die Kommunalaufsicht des Kreises Lippe liegt dem Kiebitz vor. Die darin vorgebrachten Einwände wiegen schwer. Der Stadt werden Verstöße gegen das EU-Beihilferecht wie auch gegen das Vergaberecht zur Last gelegt. Die Rede ist unter anderem von Begünstigung und Wettbewerbsverzerrung in erheblichem Umfang. Etwa, weil Grundstücke unter Wert verkauft werden sollen. Der vertraglich vereinbarte Kaufpreis (Bodenrichtwert der Grundstücke) und der aktuelle Marktwert der Grundstücke klafften erheblich auseinander.
Es bleibt nicht bei Kritik.
Wörtlich heißt es da: »Vor dem Hintergrund der vorstehend dargelegten Verstöße gegen das EU-Beihilfenrecht und gegen das Vergaberecht fordern wir Sie hiermit auf, uns bis zum März 2022 schriftlich zu bestätigen, dass die Stadt Horn-Bad Meinberg das Projekt „Fachmarktzentrum Kampstraße-Süd“ nicht in der geplanten Form umsetzen wird. Sollte diese Frist erfolglos verstreichen, behalten wir uns vor, eine Beschwerde bei der EU-Kommission einzureichen und unsere Ansprüche als Wettbewerber der Vorhabenträgerin zusätzlich vor den zuständigen nationalen Nachprüfungsinstanzen geltend zu machen.«
Der Kiebitz dokumentiert das Schreiben an dieser Stelle:
220218_Schreiben-FMZ-Kampstrasse-GrundstueckeDie Ratsfrau der Linken Diana Ammer sagte dem Kiebitz: »Ich war und bin von Anfang an der Meinung, dass die Überplanung von Wohnhäusern durch die Stadt moralisch nicht zu vertreten und rechtswidrig ist.« Es sei belegt, wie die verbliebenen Mieter – darunter eine 89 Jahre alte Dame, die seit 41 Jahren dort wohnt – unter anderem durch einen sogenannten Mediator »bearbeitet« worden seien. Ammer: »Die Methoden und der Druck, der hier aufgebaut wurde, erfüllen für mich den Tatbestand der Schikane und Nötigung, also Entmietung.«
Dem Vernehmen nach sorgt auch für Befremden, dass der städtische Wirtschaftsförderer versuchen soll, Stadtverordnete in Einzelgesprächen »einzuwickeln«. Ein Vorgehen, dass selbst den Bürgermeister nach Informationen des Kiebitz sehr verwundert – »ein noch nicht dagewesener Vorgang«.
Einfach unglaublich…Ich denke die vorhandenen Einkaufsmöglichkeiten sind mehr als genug. Niemand benötigt dieses Zentrum, schon gar nicht, wenn dadurch Wohnraum vernichtet wird. Auch in der Ökobilanz ist das mehr als unzeitgemäß. Die Vorgehensweise ist mehr als beschämend.