Verlegerische Notgemeinschaft in OWL

Viel­sa­gend: Nicht ein Redak­teur auf dem Bild. Sind wahr­schein­lich nicht mehr so wichtig.

Kauf­leu­te grün­den eine Redaktion

Inter­es­san­ter Vor­gang. Fin­de den Fehler.

Bei Aus­sa­gen wie »bedeu­ten­der Schritt zur Siche­rung des Medi­en­stand­orts Ost­west­fa­len-Lip­pe vor dem Hin­ter­grund zuneh­men­der Kon­zen­tra­ti­ons­ten­den­zen in der Medi­en­land­schaft« (Schrott­ho­fer) soll­te man zwi­schen den Zei­len lesen. Dar­über wird im Detail noch zu reden sein. Ganz sicher. [1]Note to self: Die Tage mal die fri­schen IVW-Zah­len che­cken…

Bis­lang waren Lip­pi­sche Lan­des-Zei­tung und Hal­ler Kreis­blatt im Rah­men lang­jäh­rig bestehen­der Ver­trä­ge von der NW-Redak­ti­on mit Man­tel­sei­ten für die gedruck­ten Aus­ga­ben belie­fert wor­den. Was es kon­kret bedeu­tet, dass die alte Bie­le­fel­der NW-Zen­tral­re­dak­ti­on in dem »neu­en Unter­neh­men auf­geht« und unter wel­chen Bedin­gun­gen (all­ge­mein und indi­vi­du­ell) und mit wel­cher Mann-Stär­ke das gesche­hen soll, wird sich wohl bald zeigen.

So wie es da steht, heißt es aber auf jeden Fall: Die Neue West­fä­li­sche als sol­che hat kei­ne eige­ne Man­tel­re­dak­ti­on mehr. Oops.

Eine irgend­wie gear­te­te Schär­fung des jour­na­lis­ti­schen Pro­fils ist offen­bar nicht zu erwar­ten, da der die NW-Man­tel­re­dak­ti­on seit zehn Jah­ren ver­wal­ten­de Tho­mas Seim wei­ter­hin das Sagen haben soll – mut­maß­lich mit Unter­stüt­zung sei­ner wil­li­gen bis­he­ri­gen Hel­fer­lein Cars­ten Heil und Jörg Rin­ne. Immer­hin rückt schein­bar wenigs­tens nicht einer sei­ner Boot­li­ckers in der Hier­ar­chie auf, wie es nach dem in Bie­le­feld in Rein­form prak­ti­zier­ten [wiki]Peter-Prinzip[/wiki] eigent­lich zu erwar­ten wäre.

Die ver­schwur­bel­te Ein­las­sung von Juni­or­part­ner und LZ-Ver­le­ger Gies­dorf hin­sicht­lich der »regel­mä­ßi­gen Über­wa­chung« durch einen »eigens geschaf­fe­nen Her­aus­ge­ber­rat« liest sich eher so, als freue er sich dar­auf, end­lich mehr Ein­fluss auf redak­tio­nel­le Ent­schei­dun­gen des »Man­tels« neh­men zu kön­nen. [2]Die Bie­le­fel­der NW ist über ihre Betei­li­gungs­ge­sell­schaft DDVG zu 100 % in SPD-Besitz Hat er ja immer schon mit geha­dert – um es mal lip­pisch zu formulieren.

Was die Kon­zen­tra­ti­on für die Min­de­ner kon­kret bedeu­tet, geht aus der Mit­tei­lung nicht wirk­lich her­vor. Zieht man aber die­ses Inter­view mit dem MT-Chef­re­dak­teur Piel hin­zu, ent­steht eine vage Ahnung, wo die Rei­se hingeht.

Das MT schwur­belt etwas weni­ger und redet in der Zei­le Klartext.

Nach mei­ner Mei­nung ist die­se Schaf­fung einer »OWL-Man­tel­re­dak­ti­on« das Ende des­sen, was mal 1890 als Freie Pres­se in Bie­le­feld begann. Was hier ein paar Pfef­fer­sä­cke als Fort­schritt für die Zei­tungs­land­schaft ver­kau­fen wol­len, ist in Wahr­heit in trau­ri­ger Rückschritt.

Ich habe auch das dum­me Gefühl, dass dies noch lan­ge nicht das Ende der Fah­nen­stan­ge ist.

Ich hät­te ja ger­ne ein­ge­ar­bei­tet, was der Deut­sche Jour­na­lis­ten­ver­band OWL dazu zu sagen hät­te,[3]Falls er was dazu zu sagen hät­te… aber lei­der… [4]Inzwi­schen funk­tio­niert die Sei­te tech­nisch wie­der, aber eine Ein­las­sung zu den aktu­el­len Ent­wick­lun­gen sucht man dort ver­ge­bens.

Bei der DJU OWL, einer Ver.di-Organisation, denkt sich auch nie­mand was dabei. Da stammt der letz­te Bei­trag von Novem­ber 2018.[5]Kurz nach die­sem Blog-Bei­trag gab es dann doch noch eine Reak­ti­on der Ver­di-Gewerk­schaft.

Alles in allem irgend­wie kein Wun­der, dass die Ver­le­ger leich­tes Spiel haben.

Wann immer die Ver­le­ger-Alt­her­ren­trup­pe (NW, MT, LZ) von oben – oder ein Teil davon – sich anschickt, dem Jour­na­lis­mus neu­en Schwung zu ver­lei­hen, ist man gut bera­ten, hell­hö­rig bzw. miss­trau­isch zu wer­den und sich auf das Schlimms­te ein­zu­stel­len. Etwa 2016, als das soge­nann­te Reich­wei­ten­por­tal tag24.de – eigent­lich eher ein Wichs­vor­la­gen-Por­tal und jour­na­lis­ti­sches Gru­sel-Kabi­nett – ins Leben geru­fen wur­de. Dazu hat­te ich mich ja bereits frü­her aus­führ­lich geäu­ßert.

Brü­te­ten schon 2016 – teils noch ohne Bart – die Zukunft des Regio­nal­jour­na­lis­mus in OWL aus.

Man sieht: Die Zukunft des regio­nal gepräg­ten Jour­na­lis­mus liegt für man­che deut­lich unter der Gürtellinie.

Wer da nicht klickt…

Wahr­schein­lich wer­den die redak­tio­nel­len Ange­bo­te von tag24.de und der neu­en OWL-»Gemeinschaftsredaktion« in Kür­ze ange­gli­chen. Aber das ist natür­lich nur eine Ver­mu­tung mei­ner­seits, die sich an der Logik der bis­he­ri­gen ver­le­ge­ri­schen Wei­chen­stel­lun­gen orientiert.

Anmer­kun­gen

Anmer­kun­gen
1 Note to self: Die Tage mal die fri­schen IVW-Zah­len checken… 
2 Die Bie­le­fel­der NW ist über ihre Betei­li­gungs­ge­sell­schaft DDVG zu 100 % in SPD-Besitz
3 Falls er was dazu zu sagen hätte…
4 Inzwi­schen funk­tio­niert die Sei­te tech­nisch wie­der, aber eine Ein­las­sung zu den aktu­el­len Ent­wick­lun­gen sucht man dort vergebens.
5 Kurz nach die­sem Blog-Bei­trag gab es dann doch noch eine Reak­ti­on der Verdi-Gewerkschaft.

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