Die Verantwortlichen in den Onlineredaktionen, die passim keine Horte journalistischer Exzellenz sind, schauen dem munteren Treiben zumeist tatenlos zu. Die hier versammelten Redakteure begreifen das muntere Treiben der geifernden Anonymen als Ausdruck äußerster Responsivität und moderner Debattierkultur, dabei lassen sie das Umfeld, in dem die Beiträge ihrer Kollegen elektronisch publiziert werden, immer weiter verludern. Beim Anblick der Kommentarbereiche von Tageszeitungen aus dem Imperium des inkriminierten Verlegers mit Söhnchen wähnt man sich in einer geschlossenen Anstalt für Politspinner – es ist ein Trauerspiel.
Es ist schon ein paar Tage her, dass Klaus Kocks diese Beobachtung niederschrieb. Valide ist sein Urteil immer noch. Oder sogar mehr als damals.
Jüngstes Beispiel: Medien weltweit sitzen dem Fake vom norwegischen Pfeil-und-Bogen-Mörder »Rainer Winklarson« auf. Natürlich geifern nicht wenige heute empört über die Hate-Trolle, denen wohlmeinende Redakteure aufgesessen seien. Dabei ist die Dummheit ganz ihrerseits.[1]Und, wie sich wenig später zeigt, auch auf Seiten mancher Juristen.
Schnelligkeit geht offenbar vor Gründlichkeit.
Da fällt mir ein: Das hatten wir doch, noch schlimmer, vor nicht allzu langer Zeit.
Wir lernen: Das Problem sind nicht Trolle, sondern Journalisten.
Anmerkungen
↑1 | Und, wie sich wenig später zeigt, auch auf Seiten mancher Juristen. |
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