Wenn Facebook zu Hetzbook wird

Pegida-Galgen
Wie bestellt. Ist es aber nicht. Pegi­da tut genau das, was ich im am Tag zuvor geschrie­be­nen Text beschrie­ben habe. Die Gren­zen wer­den immer ein Stück­chen wei­ter verschoben.

Min­des­tens eine Face­book-Fati­gue pro Jahr ist ja nor­mal bei mir. Die­ses Jahr ist es den­noch anders, schlimmer.

Die Grün­de, die ohne­hin schon gegen Face­book spre­chen, sind ja nicht schlech­ter gewor­den. Und es kommt hin­zu, dass die­ses soge­nann­te sozia­le Netz­werk zur­zeit vor allem eines ist: eine Platt­form für Hass, dump­fe Stim­mungs­ma­che und übels­te Pro­pa­gan­da. Und da stellt sich mir schon die Fra­ge, ob ich Teil von so etwas sein möchte.

Ich wür­de sogar so weit gehen zu behaup­ten, dass ohne Face­book die vie­len ras­sis­ti­schen Auf­mär­sche und Gewalt­ta­ten gar nicht mög­lich gewor­den wären. Pegi­da und Art­ver­wand­te sind ein Pro­dukt von Face­book. Begon­nen hat das Grau­en in den Kom­men­tar­spal­ten der Online-Medi­en. Dort ver­schaff­te sich »Vol­kes Stim­me« als ers­tes Gehör. Viel zu lan­ge unge­hin­dert. Face­book als Fort­set­zung die­ses Ple­nums ist der idea­le Reso­nanz­bo­den für die­se Leu­te. Das ulti­ma­ti­ve Instru­ment der Selbst­ver­ge­wis­se­rung. Dort orga­ni­sie­ren sie sich. Die Grup­pe bei Face­book ist auch die Bezugs­grup­pe im rich­ti­gen Leben. Bei Licht bese­hen gibt es gar kei­nen Unter­schied mehr zwi­schen vir­tu­el­ler Het­ze und der im rich­ti­gen Leben. Stamm­ti­sche waren ges­tern. Heu­te haben wir Stamm­tisch in Per­ma­nenz. Und die Dyna­mik ist erschre­ckend. Nicht ein­mal die – prin­zi­pi­ell gel­ten­de – Klar­na­men­pflicht bei Face­book hält den Pöbel ab, da vom Leder zu zie­hen, als wenn’s kein Mor­gen gäbe. Mas­se macht mutig.

Pseu­do-Dis­kur­se

Grund­sätz­lich gibt es bei Face­book so gut wie kei­nen Dis­kurs, der ja einen gewis­sen Aus­tausch bedin­gen wür­de. Und die prin­zi­pi­el­le Mög­lich­keit ein­schlös­se, den jeweils ande­ren zu über­zeu­gen oder wenigs­tens zum Zuhö­ren zu brin­gen. Das fin­det bei Face­book nach mei­ner Beob­ach­tung nicht statt. Dort ist die Mei­nungs­schnitt­men­ge der jewei­li­gen Lager extrem klein oder gar nicht vor­han­den. Der »Aus­tausch« ist in Wahr­heit so etwas wie ein Stel­lungs­krieg. Ohne Bewe­gung. Dort gel­ten die Nach­denk­li­chen nichts. Die meis­te Auf­merk­sam­keit erlan­gen jene, die sich trau­en, noch eine Schüp­pe nach­zu­le­gen. Nichts ist absurd oder plump genug, kei­ne Her­ab­set­zung zu wider­lich, um nicht doch Anwen­dung zu fin­den. Da wird zuge­spitzt, kon­zen­triert, bana­li­siert, radikalisiert.

Und es wird dif­fa­miert und gelo­gen, dass sich die Bal­ken bie­gen. Mer­ken man­che aber nicht. Und so ver­brei­ten sich selbst die abstru­ses­ten Idio­ti­en in Win­des­ei­le, weil sich immer jemand fin­det, der schnell auf den Like-But­ton drückt oder einen Post oder ein Bild teilt, ohne eine Sekun­de nach­zu­den­ken, ob das Behaup­te­te über­haupt stim­men kann.

Das gilt nicht nur die aktu­el­le Dis­kus­si­on in Deutschand und das alles beherr­schen­de Flücht­lings­the­ma. Es gilt auch und manch­mal noch viel mehr für Debat­ten in ande­ren Län­dern. In den USA zum Bei­spiel. Stich­wor­te: Waf­fen, Wahl­kampf, Zuwan­de­rung, Krieg und Frie­den, Isla­mis­mus. Das zu ver­fol­gen, bedeu­tet gele­gent­lich ein Wech­sel­bad aus Fas­zi­na­ti­on und Entsetzen.

Ich ken­ne die Argu­men­te, die für einen Ver­bleib bei Face­book spre­chen. Letzt­lich aber ist es wie immer im Leben: Man muss in Ruhe abwä­gen. Und sich dann ent­schei­den. [1]Ist inzwi­schen pas­siert

Face­book könn­te eine wun­der­ba­re Sache sein, wenn es das täte, was es ver­spricht: die Men­schen zusam­men­zu­brin­gen. Im Ergeb­nis bewirkt es lei­der das genaue Gegenteil.

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1 Ist inzwi­schen pas­siert

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