Der Teuto ist tabu

Das Sym­bol­bild ver­deut­licht die kon­kre­te Gefahr von Greif­vo­gel­shred­der­an­la­gen auf dem Kamm des Teu­to­bur­ger Wal­des. (Mon­ta­ge: Micha­el Kaiser)

Falls die Plä­ne für 13 gigan­ti­sche Indus­trie­wind­an­la­gen – Naben­hö­he 167 Meter, ins­ge­samt 245 Meter hoch (!) – auf dem Kamm des Teu­to­bur­ger Wald auf dem Gebiet von Det­mold, Schlan­gen und Horn-Bad Mein­berg rea­li­siert wer­den, wird mit das ers­te Opfer die Adler­war­te Ber­le­beck sein.

Eine tou­ris­ti­sche Attrak­ti­on ers­ten Ran­ges, die Det­mold in Jahr­zehn­ten weit über die Stadt­gren­zen hin­aus bekannt gemacht hat und jähr­lich etwa 80.000 Besu­cher aus aller Welt anzieht. Der Magnet schlecht­hin: die Frei­flug­vor­füh­run­gen zwei­mal täglich.

Damit wäre ganz sicher Schluss, weil selbst­re­dend kein ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ter Falk­ner sei­ne Schutz­be­foh­le­nen auf­stei­gen las­sen wür­de, wenn in unmit­tel­ba­rer Nähe die Rie­sen­ro­to­ren dar­auf war­ten, die Tie­re zu töten. 

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https://www.youtube.com/watch?v=48JdwW7XG30
Falk­ner Ben­ny zieht einen Step­pen­ad­ler auf. Das Video wur­de fast 16.5 Mil­lio­nen mal aufgerufen.

Auch Rang und Ruf der Ein­rich­tun­gen als Auf­zucht- und Pfle­ge­sta­ti­on für Grei­fe und Eulen wären unrett­bar ver­lo­ren. Die Betriebs­ge­neh­mi­gung übri­gens auch.

Euro­pas ältes­te Greif­vo­gel­war­te könn­te dichtmachen.

Nicht zu ver­ges­sen: Die städ­ti­sche Ein­rich­tung liegt mit­ten in einem von zwei Gebie­ten in NRW, die als „Hot­spots der bio­lo­gi­schen Viel­falt“ bewer­tet wer­den – zusam­men mit der Sen­ne. Es han­delt sich »deutsch­land­weit um eine von ins­ge­samt nur 30 Regio­nen, die eine beson­ders hohe Dich­te und Viel­falt an cha­rak­te­ris­ti­schen Arten, Popu­la­tio­nen und Lebens­räu­men auf­wei­sen.«[1]Bun­des­amt für Natur­schutz

Außer der Adler­war­te als sol­ches wäre die Wild­tier­po­pu­la­ti­on nicht nur abs­trakt, son­dern kon­kret bedroht. »Im LANUV-Fach­bei­trag zum Regio­nal­plan OWL wird die Bedeu­tung des Gebie­tes für gefähr­de­te und geschütz­te Tier­ar­ten nach­ge­wie­sen. Im Rah­men der UVP, der FFH-Ver­träg­lich­keits­prü­fung bzw. auch der arten­schutz­recht­li­chen Prü­fung sind die Aus­wir­kun­gen auf die­se Arten zu prü­fen. Beson­ders zu beach­ten sind dabei 11 Fle­der­maus­ar­ten, Rot­mi­lan, Schwarz­mi­lan, Wes­pen­bus­sard, Fisch­ad­ler und Schwarz­storch. Über die Gau­se­kö­te flie­gen regel­mä­ßig zur Zug­zeit ver­schie­de­ne Greif­vo­gel­ar­ten wie Rot- u. Schwarz­mi­lan, Wes­pen­bus­sard und Fisch­ad­ler, zum Teil in statt­li­chen Zahlen.«

Im Detail ist die natur­schutz­fach­lich an Ein­deu­tig­keit nicht zu über­bie­ten­de ableh­nen­de Stel­lung­nah­me des Lan­des­bü­ros der Natur­schutz­ver­bän­de hier nach­zu­le­sen.

Auf­schluss­reich ist auch die Stel­lung­nah­me der Bezirks­re­gie­rung vom Juli die­sen Jah­res an den Kreis Lip­pe. Sie legt sich nicht wirk­lich fest, steckt aber einen sehr engen Rah­men. Dabei ist der skep­ti­sche Grund­ton hin­sicht­lich der Pla­nung nicht zu über­hö­ren. Dar­an ändert auch die poli­ti­sche Nähe der Lei­tung des Hau­ses zum Besit­zer der frag­li­chen Wald­flä­chen nichts. Oder soll­te es zumindest.

Was die Adler­war­te angeht, ist es über­dies schwer nach­zu­voll­zie­hen, dass aus­ge­rech­net der­je­ni­ge, der mit sei­nen Wald­flä­chen im Teu­to einen gehö­ri­gen Rei­bach im Wind­schat­ten des »Kli­ma­schut­zes« machen will, zugleich der Vor­sit­zen­de der Adolf-Dep­pe-Stif­tung ist. Die trägt den Namen des Grün­ders der Adler­war­te und hat sich nach eige­nen Anga­ben den Arten­schutz auf die Fah­nen geschrie­ben.

Zweck der Adolf-Dep­pe-Stif­tung ist der Natur- und Arten­schutz. Die­se Auf­ga­be wird erfüllt durch Zuschüs­se an Insti­tu­tio­nen, die im Natur- und Arten­schutz tätig sind. Die Akti­vi­tä­ten die­ser Orga­ni­sa­tio­nen oder Insti­tu­tio­nen sol­len bevor­zugt in Lip­pe und den angren­zen­den Regio­nen sein.

Real­sa­ti­re vom Feins­ten. Man könn­te es sich nicht schö­ner aus­den­ken. Reden und Tun lie­gen eben öfter als man denkt mei­len­weit aus­ein­an­der. Ob das im Sin­ne der fürst­li­chen Vor­fah­ren ist?

Gemäß den Vor­ga­ben der Raum­ord­nung und Lan­des­pla­nung, hier im Gebiets­ent­wick­lungs­plan sach­li­cher Teil­ab­schnitt Wind­ener­gie aus dem Jahr 2000, sind Wald­flä­chen „Tabu­zo­nen“ und zusätz­lich auch die Kamm­la­gen des Teu­to­bur­ger Wal­des von Wind­ener­gie­an­la­gen freizuhalten.

Begrün­dung zur Flä­chen­nut­zungs­plan­än­de­rung Nr. 12
„Kon­zen­tra­ti­ons­zo­nen für Windenergieanlagen“

Letzt­lich wich­ti­ger sind aller­dings die gel­ten­den Beschlüs­se zur Aus­wei­sung von Flä­chen für Wind­kraft in und um Det­mold. Und die sind unmiss­ver­ständ­lich: Der Teu­to ist tabu.

Anmer­kun­gen

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