Bis jetzt weiß ich wirklich nicht, wofür das Ein-Frau-Bündnis mit Hofstaat letztlich steht. Und ob dieses quietschbunte Sammelbecken für dies und jenes jemals in der Lage sein wird, reale Politik zu machen. Das müssen wir wohl gelassen abwarten. Nur: Wie lange noch?
Wer ernsthaft meint, drei Monate – von der EU-Wahl am 9. Juni bis zu den drei Landtagswahlen (teils mit Kommunalwahlen) im Osten – seien genug Zeit, sich ein inhaltliches Profil zu geben, eine funktionierende organisatorische Struktur aufzubauen und ein tragfähiges Personaltableau für Bund, Gemeinden und Länder zu schaffen, das nicht nur aus einem Namen besteht, ist sympathisch, aber ziemlich blauäugig.
Am Ende jeden nehmen zu müssen, der will und »Hier!« schreit, kann gefährlich nach hinten losgehen. Brauchbare Kandidaten gibt’s nicht bei Ikea.
Da ist nicht »eine gewisse Eile geboten«, damit hätte man längst anfangen müssen. Der Zug mag noch im Bereich des Bahnhofs sein, aber die Lok zieht schon.[1]Sagt einer, der bereits in mehreren Wahlkampfkommissionen gearbeitet hat.
Die Grenzen zwischen Optimismus zeigen und sich was in die Tasche lügen sind fließend.
Ein paar integre, schlaue Köpfe sind gut und wichtig, reichen aber bei weitem nicht. Und eine Schönrednerin erst recht nicht. Daran ändern auch freundlichen Umfragen nichts. Die sind letztlich Schall und Rauch.
Der erste kapitale Fehler wurde meines Erachtens gleich zu Anfang gemacht: Dem Bündnis den Namen Sahra Wagenknecht zu geben. Verständlich, aber falsch.
Und dann wäre noch eines anzumerken. Wenn es zutrifft, was gelegentlich zu lesen ist, dass nämlich BSW und die AfD zumindest in Teilen so etwas wie kommunizierende Röhren hinsichtlich möglicher Wählerwanderungen sind, dann folgt daraus zwingend zweierlei: Es gibt inhaltliche Schnittmengen, zumindest in der Wahrnehmung potentieller Wähler. Und: Es mag ganz vielleicht gelingen, die AfD und ihre Denke an der Vordertür zu stoppen oder wenigstens aufzuhalten, aber das hilft wenig, wenn sie dann durch die Hintertür hereingebeten wird.
Es ist höchste Zeit für Konkretes und klare inhaltliche Bekenntnisse. Hoffnung zu wecken ist einfach, sie zu erfüllen, extrem schwierig bis unmöglich.
Anmerkungen
↑1 | Sagt einer, der bereits in mehreren Wahlkampfkommissionen gearbeitet hat. |
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