Ich bin dann mal weg

Ein ver­trau­ter Anblick schon in Kin­der­ta­gen. Aber auf poli­tisch kor­rek­ten Neu­sprech habe ich kei­nen Bock mehr.

Ich fürch­te, ich muss in Kür­ze eine Ent­schei­dung tref­fen, die ich eigent­lich nicht tref­fen will. Aber die wach­sen­de Ent­frem­dung zwi­schen mir und dem Medi­um, mit dem ich groß­ge­wor­den bin und das mir eigent­lich noch immer das liebs­te ist, muss irgend­wann auch mal Kon­se­quen­zen haben. Ich habe mir das jetzt lan­ge genug angehört. 

Zwei Radio­sen­der, die ich fast stän­dig höre, WDR5 und Deutsch­land­ra­dio, wer­den in Kür­ze genau dort lan­den, wo WDR2 schon lan­ge ver­schim­melt: auf dem Index.

Die Grün­de sind ande­re, aber das ändert am Ergeb­nis nichts. Waren es im Fall von WDR2 haupt­säch­lich die Wer­bung, die schen­kel­klop­fen­de Mode­ra­ti­on, das stän­di­ge über­dreh­te Gequie­ke und Gejing­le und auch die Musik­aus­wahl (Jam­mer­bar­den aller Welt, ver­ei­nigt euch!), so ist es im aktu­el­len Fall an ers­ter Stel­le die Aus­brei­tung des Gen­der­sprechs. Ich fin­de die­se Sprech­pau­se, gefolgt von einem »innen«, fürch­ter­lich. Gänz­lich unerträglich. 

Die­ser Sprach­feh­ler, der an den eng­li­schen »glot­tal stop« erin­nert und daher auch Gen­der-Knack­laut genannt wird, ist für mich Aus­druck schlimms­ter Sprach­ver­hun­zung. Beknackt gera­de­zu – ganz wört­lich. Und die alber­ne pene­tran­te Krampf­par­ti­zip­bil­dung ist auch nicht viel besser.

Mei­ne Reak­ti­on ent­springt mei­nem ange­bo­re­nen Reflex, die Spra­che zu schüt­zen und wert­zu­schät­zen. Was geschrie­ben schon gru­se­lig ist, wird gespro­chen nach mei­nem Emp­fin­den zum Alp­traum. Ich konn­te es auch noch nie lei­den, wenn Leu­te mein­ten, an mir rum­er­zie­hen zu müs­sen oder mich rum­schub­sen zu dürfen.

In bei­den Fäl­len beru­hen sol­che Orwell­scher Neu­sprech-Ver­ord­nun­gen ohne­hin auf einem schwe­ren Miss­ver­ständ­nis.

Die Tage habe ich eine Kul­tur­sen­dung gehört – im DLF IIRC -, in der es um eine Band ging, die aus­schließ­lich aus Frau­en bestand. Es wur­de den­noch von der Mode­ra­to­rin unver­dros­sen knack­ge­gen­dert – Musiker*Pause*Innen … Wie bescheu­ert ist das denn? Mer­ken die das nicht, oder ist es ihnen egal?

Ich weiß, dass das (Knack-)gendern in den Redak­ti­on durch­aus unter­schied­lich gehand­habt wird. Aber ich habe kei­ne Lust mehr, das zu sor­tie­ren. Da set­ze ich lie­ber einen sau­be­ren Schnitt.[1]Viel­leicht muss man die Debat­te auch noch etwas grund­sätz­li­cher füh­ren.

Tut mir leid für Leu­te wie Ralph Erden­ber­ger, Anja Back­haus, Kat­rin Schmick und beson­ders Elif Senel und Jür­gen Wie­bicke, um nur eini­ge zu nen­nen. Man­ches wer­de ich wohl ver­mis­sen. Aber, wenn die Sen­der es nicht anders wol­len und sich von Akti­vis­ten nas­füh­ren las­sen, so sei es. 

Das alte Phi­let­ta-Röh­ren­ra­dio in der Küche wird völ­lig ver­stum­men, da dort ande­re Sen­der als WDR gar nicht zu emp­fan­gen sind. Bei den ande­ren Gerä­ten wer­den die Genann­ten aus der Pro­gram­mie­rung ent­fernt. Was mir dann noch bleibt, wer­den wir sehen. Und das nur, weil eini­ge weni­ge Aktivist:*Innen das Stam­mel­deutsch von oben ver­ord­nen wol­len und damit durchkommen.

Trau­ri­ges Ende der Geschichte.

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1 Viel­leicht muss man die Debat­te auch noch etwas grund­sätz­li­cher füh­ren.

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