Wenn man der deutschen Online-Journaille glaubt, sieht die Lage etwa so aus: Putin ist so gut wie erledigt, ist verzweifelt, schwer krank, steht kurz vor dem Selbstmord oder wird weggeputscht; der Aufstand in dem Riesenreich ist nur eine Frage der Zeit; ukrainische Truppen haben den Sieg vor Augen, während die russischen Soldaten in Scharen fliehen und/oder getötet werden und ihnen Material, Munition und Waffen ausgehen; wobei es um die Panzer eh nicht schade ist, weil man die eh mit einem Flitzebogen knacken kann, worauf sie dann in gar lustiger Manier (Jack in the box) explodieren.[1]Insbesondere ntv geht öfters mal in den Yps-Heft-Military-Modus.
Ich sage mal so: Einbildung ist auch ’ne Bildung.
Zwar ist offensichtlich, dass Russland seine Kriegsziele nicht wie erwartet und auch nicht schnell erreicht hat. Aber das bedeutet lediglich: Der Krieg wird länger dauern und mehr kosten – in jeder Beziehung. Ausweitung und Eskalation – auch subnuklear – jederzeit möglich.
Zum Glück meldet sich gelegentlich auch mal eine Stimme der Vernunft. Jemand, der über echte militärische Erfahrung verfügt. Und nicht nur redaktionelle Schwätzer, die mal »Counter-Strike« oder »Far Cry« gezockt haben.
Immerhin wird wieder geredet. Was schwer und mühsam ist. Aber eben auch notwendig.
Man muss die Drohungen ja nicht für bare Münze nehmen, aber: Ob es wirklich eine gute Idee ist, Schweden und Finnland in der NATO zu haben, ist für mich ebenfalls eine offene Frage. Ist nicht zumindest Schweden mit 200 Jahren in der Neutralität gut gefahren? Waren ja auch nicht gerade friedliche Zeiten.
Im Falle Finnlands liegen die Dinge etwas anders. Aber auch da wäre es mir persönlich deutlich lieber, Finnland behielte die bewährte Neutralität bei. Nun ist es Front- und Zielstaat. Ganz toll.
Und manche kochen da in der NATO ihr ganz eigenes Süppchen.
Anmerkungen
↑1 | Insbesondere ntv geht öfters mal in den Yps-Heft-Military-Modus. |
---|