Heute abend habe ich auf arte einen Beitrag über das Ende der DDR gesehen.
Es ging natürlich bei allen Details um das große historische Ganze, um die (ehemals) Mächtigen wie Krenz und Schabowski und Honecker und dessen Absetzung, um die SED, das Politbüro, das Verhalten Moskaus und die Maueröffnung und die verwirrten Grenzer.
Alles sehr interessant und nachgerade spannend.
Aber hängengeblieben ist ein Plakat, das in einer Film-Einstellung von der Demo auf dem Berliner Alexanderplatz am 4. November 1989 nur ganz kurz zu sehen war. Zwischen all den »Wir sind das Volk«, »Privilegien weg!«, »Neue Politik erfordert neue Regierung«, »Wir lassen uns nicht auskrenzen«, »Lasst euch nicht verwenden«, »Freie Presse für freie Menschen« und »Freie Wahlen statt falscher Zahlen« prangte dort eine Forderung von jemandem, der ein recht spezielles Problem thematisierte.
Er oder sie hielt ein Plakat hoch, auf dem stand: »Radwege auch für Ost-Berlin«.
Ich finde es irgendwie berührend, dass sich in einer Zeit des allgemeinen politischen Aufruhrs, in der es um den Untergang einer Ideologie, eines Unrechtsstaates, einer Clique von ideologischen Emporkömmlingen jemand den Sinn für das Praktische bewahrt hat.
Ich weiß nicht, ob diese unprätentiöse Forderung bei irgend jemandem Gehör gefunden hat. Ob sie überhaupt jemandem aufgefallen ist, damals oder später. Ich weiß nicht, wie viele Radwege es mittlerweile im ehemaligen Ost-Berlin gibt. Ich vermute, dass irgendwann die gewendete Verwaltung auch in der ehemaligen DDR das Recht auf Radwege wenn schon nicht aus Überzeugung, so doch aus vom Westen übernommener Routine, verwirklicht hat.
Tatsache ist jedenfalls, dass es in Berlin heute einen Mauer-Radweg gibt.
Das ist doch auch schon was.