Die Haltung: Gegenwind interessiert in Lippe nicht

Ist zwar Vogels­berg, sieht hier aber in Teu­to und Egge genau so aus.

Wer mal bei den Geneh­mi­gungs­be­hör­den fragt, wel­che Hal­tung eigent­lich die Ver­wal­tung zu Indus­trie­wind­an­la­gen im Wald hat, bekommt eine ziem­lich drö­ge und lei­den­schafts­lo­se Antwort.

Dann wird man etwa vom »Kreis Lip­pe – Der Landrat/680 FG Immis­si­ons­schutz-Umwelt­recht und Con­trol­ling« beschie­den: »Die Ver­wal­tung prüft (…) den Antrag für die­ses Pro­jekt, falls die­ser gestellt wer­den soll­te, wie jeden ande­ren Antrag zum Bau und Betrieb von Wind­ener­gie­an­la­gen. Das Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren läuft somit nach strik­ten Regeln ab und wird objek­tiv und neu­tral durch die vor­ge­ge­be­nen Geset­ze bewer­tet. Die von Ihnen erfrag­te ‚Hal­tung der Ver­wal­tung’ (…) ist daher weder in die­sem, noch in ande­ren immis­si­ons­schutz­recht­li­chen Ver­fah­ren rele­vant, da dies dem Neu­tra­li­täts­ge­bot der Ver­wal­tung zuwi­der lau­fen würde.«

Klingt doch beru­hi­gend, oder? Völ­lig neu­tral, objek­tiv, nicht dafür, nicht dage­gen. So soll es sein.

Hm… Außer­halb so einer förm­li­chen Anfra­ge zu aktu­el­len Pla­nun­gen über dem Sil­ber­bach­tal in Horn-Bad Mein­berg oder – ganz frisch – auf der Egge klingt das aus dem Mund von hoch­ste­hen­den Ver­wal­tungs­men­schen beim Kreis Lip­pe schon mal ganz anders. Durch­aus im beruf­li­chen Kon­text, nicht pri­vat. Da ist jede Men­ge Hal­tung und (per­sön­li­che) Mei­nung und Sym­pa­thie für den maxi­mal mög­li­chen Aus­bau der »Erneu­er­ba­ren« zu hören. Da sind Leu­te mit einer Agen­da unterwegs.

Kost­pro­be gefällig?

Beschrei­ben ihre Hal­tung: Ute Röder und Olrik Meyer.

Hier das Titel­the­ma in LiWi­Wi der IHK Lip­pe zu Det­mold, Aus­ga­be 03 / Juni 2023. Da äußern sich Ute Röder als Ver­wal­tungs­vor­stand sowie Olrik Mey­er, Fach­be­reichs­lei­ter Umwelt, nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung und Mobi­li­tät beim Kreis Lip­pe, über die ärger­li­chen Hin­der­nis­se und Wider­stän­de beim Wind­rad­bau. Die lie­ßen sich teils auch mit Geld behe­ben, fin­det Olrik Meyer.

„Kaum eine Wind­kraft­an­la­ge ent­steht ohne Gegen­wind“, bedau­ern die beiden.

Lip­pe Wis­sen & Wirtschaft

»Die Akzep­tanz für Anla­gen vor Ort hat sich trotz Kri­sen und deren Ein­flüs­se auf die Ener­gie­ver­sor­gung nicht deut­lich ver­bes­sert. Um die­se Akzep­tanz zu erhö­hen, ist eine bes­se­re finan­zi­el­le Betei­li­gung der Bür­ger wün­schens­wert«, wür­de Olrik Mey­er ger­ne Bür­ger­wind­an­la­gen for­ciert sehen. »Auch Unter­neh­men soll­ten sich an Anla­gen betei­li­gen, denn am Ende haben alle etwas davon.«

So so…

Kasse machen mit dem EEG: 1.000.000 EUR pro Jahr

Drei bis vier Mil­lio­nen Euro kos­te ein Wind­rad. Doch die Inves­ti­ti­on loh­ne sich nicht nur öko­lo­gisch, son­dern auch finan­zi­ell. »Eine moder­ne Anla­ge erwirt­schaf­tet durch die EEG-Ver­gü­tung bis zu eine Mil­li­on Euro pro Jahr«, prä­zi­siert der Ver­wal­tungs­mann gegen­über dem IHK-Blatt.

Genau das ist ja das Problem. 

Dann ein paar Sät­ze von Ver­wal­tungs­vor­stän­din Ute Röder, die sich in der Rück­schau gera­de in der aktu­el­len Situa­ti­on sehr merk­wür­dig anhö­ren – und vor allem alles ande­re als lei­den­schafts­los oder neutral.

Zitat: »Aktu­ell dre­hen sich 135 Anla­gen in Lip­pe mit einer elek­tri­schen Gesamt­leis­tung von rund 220 Mega-Watt. Die­se kön­nen theo­re­tisch bis zu 40 Pro­zent des lip­pi­schen Strom­be­darfs decken. Da aber gera­de in länd­li­chen Regio­nen auch erneu­er­ba­re Ener­gien für die Städ­te erzeugt wer­den müs­sen, brau­chen wir einen deut­li­chen Aus­bau und ein Repowe­ring von alten, weni­ger leis­tungs­star­ken Anla­gen«, for­der­te Röder.

Und wei­ter: 67 Ver­fah­ren lie­fen aktu­ell in Lip­pe, die Anzahl schwan­ke jedoch inner­halb kur­zer Zeit­räu­me. Röder: »Frü­her war der Wald als Stand­ort kom­plett tabu, heu­te bie­ten abge­stor­be­ne Nadel­wäl­der poten­zi­el­le Aufstellflächen.«

Kann man wohl sagen.

Zwar weist der Kreis Lip­pe nicht selbst Stell­flä­chen aus – das muss er auch gar nicht, da das ande­re aus sei­nem Ein­fluss­be­reich gern und wil­lig erle­di­gen. Aber täti­ge Schüt­zen­hil­fe leis­ten, das geht schon. Und nicht zu knapp. Dem steht die nach außen pro­pa­gier­te Neu­tra­li­tät offen­bar nicht entgegen.

Und es bleibt nicht bei war­men Wor­ten. Der Lan­des­ver­band Lip­pe kann ja nur so vor­ge­hen, wie er es tut, weil er sich völ­lig sicher wähnt – nach dem Mot­to »Uns kann eh kei­ner«. Rücken­wind in Lip­pe, Rücken­wind im vom schwar­zen Habeck aka Hen­drik Wüst samt grü­nem Mehr­heits­be­schaf­fer regier­ten NRW, Rücken­wind natür­lich auch aus der noch amtie­ren­den Ampel-Murks-Fabrik in Berlin.

Man kennt sich, man hilft sich. Olrik Mey­er hat wahr­schein­lich das Bild gemacht und ist daher selbst nicht drauf – der Fuchs.

Die Nähe zu den Draht­zie­hern der aktu­ell höchst umstrit­te­nen Pla­nun­gen für gigan­ti­sche Wind­rä­der in Wald­ge­bie­ten am Sil­ber­bach und auf der Egge ist schon sehr auf­fäl­lig. Sieht aus wie ein gut geschmier­tes Netz­werk. Jeden­falls nicht wie »Kei­ne Haltung…«

Der Profiteur und die Genehmigungsbehörde

Wenn Olrik Mey­er nebst Tobi­as Priß vom Kreis Lip­pe zum Bei­spiel zusam­men mit dem SPD-Mann und Immo­bi­li­en-Exper­ten Arne Brand vom Lan­des­ver­band Lip­pe auf­tritt, um Wer­bung für die gemein­sa­me Sache zu machen, wirft das schon Fra­gen auf. Zumal das schon seit Jah­ren auf ver­schie­de­nen Büh­nen ein ein­ge­spiel­tes Duo zu sein scheint.

Müss­te man da als Geneh­mi­gungs­be­hör­de nicht wenigs­tens pro for­ma ein wenig mehr Distanz zu dem Groß­grund­be­sit­zer und Pro­fi­teur aus dem Schloss Bra­ke hal­ten? Wegen Neu­tra­li­täts­ge­bot und so..?[1]Hal­lo, hat NRW auch ein nicht grün-kon­trol­lier­tes Innen­mi­nis­te­ri­um?

Oft im Dop­pel­pack unter­wegs. Hier bei der IHK Lip­pe zu Det­mold. Prak­ti­sche Tipps zu – Obacht – Genehmigungserleichterungen.

Es fin­den sich noch etli­che wei­te­re Grün­de im Netz dafür, die offi­zi­el­le Sprach­re­ge­lung der strik­ten Neu­tra­li­tät beim Kreis Lip­pe für, sagen wir mal, nicht so über­zeu­gend zu hal­ten. Aber das soll fürs Ers­te genü­gen. Kann ja jeder­zeit fort­ge­setzt wer­den. Die Anläs­se gehen gewiss nicht aus.

Anmer­kun­gen

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1 Hal­lo, hat NRW auch ein nicht grün-kon­trol­lier­tes Innenministerium?

3 Kommentare

  • Wie dumm ist es bit­te Bäu­me, wel­che für das Kli­ma essen­ti­ell sind für Wind­rä­der abzu­hol­zen? Fin­de den Fehler.….eindeutig eine Michmädchenrechnung!

  • Du kannst ganz beru­higt sein, Sebas­ti­an. Über 2000 Men­schen macht das genau­so wütend wie dich. Das hat die Initia­ti­ve der Natio­nal­park­freun­de OWL e.V. inzwi­schen gezeigt, und es wer­den täg­lich mehr.
    Die Toten­grä­ber der Bio Diver­si­tät wird es eines Tages selbst erwi­schen. Das ist der Trost bei der Ange­le­gen­heit. Got­tes Müh­len mah­len lang­sam, aber ganz fein.

  • … ich hof­fe ganz fest, dass ich nicht der Ein­zi­ge bin, den das wütend macht. Ich bin mal gespannt, wem es wann reicht und auch die „ Audi­en­zen“ öffent­lich gemacht wer­den. Dafür wäre ja die Lokal­pres­se zustän­dig. Aber die bekommt ja bald wahr­schein­lich ihr eige­nes Wind­rad als …

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