Die Lehren aus Halle

Am Tag nach Hal­le habe ich den gan­zen Tag im Radio auf diver­sen Pro­gram­men gehört, wie »Exper­ten« ver­schie­dens­ter Pro­ve­ni­enz – »Anti-Semi­tis­mus-For­scher« und »Beob­ach­ter der Neo­na­zi-Sze­ne« und der­glei­chen – zu wis­sen behaup­te­ten, was da schief­ge­lau­fen ist und nun aber wirk­lich, end­lich getan wer­den müs­se. Dar­un­ter die alt­be­kann­te Lei­er, dass in der Bun­des­re­pu­blik »die Nazi­ver­gan­gen­heit nie rich­tig auf­ge­ar­bei­tet wur­de«. Oder was denn das eigent­lich für ein Ver­fas­sungs­schutz sei, der die­sen vor­geb­li­chen Ein­zel­tä­ter »nicht auf dem Schirm hatte«.

So ermü­dend und fast 75 Jah­re zu spät das eine, so idio­tisch das ande­re – als wenn man jedem irre­ge­lei­te­ten Schwach­kopf in die­sem Land einen indi­vi­du­el­len Schlapp­hut zuord­nen könn­te. Oder sollte.

War­um sagt eigent­lich nie­mand, dass …

a) … die soge­nann­ten sozia­len Netz­wer­ke wie Face­book zer­schla­gen wer­den müs­sen, die als Petri­scha­le für Radi­ka­lis­mus aller Art fun­gie­ren und Gewalt­tä­tern und Pro­pa­gan­da-Trupps als Reso­nanz­bo­den die­nen,

und dass …

b) … es Zeit wird, dass der Rechts­staat lang­sam mal die Samt­hand­schu­he aus­zieht und den Fein­den der Demo­kra­tie – ob sie sich nun als Ret­ter der ari­schen Ras­se ver­ste­hen (oder als die ein­zig wah­ren Ret­ter des Welt­kli­mas) – die Gren­zen auf­zeigt. Und zwar robust und unmissverständlich.

Die Rädels­füh­rer und Wort­füh­rer parar­evo­lu­tio­nä­rer Umtrie­be gehö­ren mei­ner unmaß­geb­li­chen Mei­nung nach vor Gericht und gene­ral­prä­ven­tiv maxi­mal abge­ur­teilt. So lan­ge wie irgend mög­lich. Den Mit­läu­fern soll­te man die Instru­men­te zei­gen und sie fra­gen, ob sie wirk­lich ihr Leben und das ihrer Fami­li­en ver­sau­en und ein paar Jah­re Tüten kle­ben wollen.

Und selbst­ver­ständ­lich ist das Min­des­te, dass jüdi­sche Ein­rich­tun­gen in Deutsch­land so gut wie irgend mög­lich geschützt wer­den. Man soll­te sich nicht dar­auf ver­las­sen, dass eine simp­le Ein­gangs­tür ein Mas­sa­ker ver­hin­dert. Der nächs­te Atten­tä­ter wird nicht so ein debi­ler Stüm­per sein.

Mit Päd­ago­gik und Geschichts­un­ter­richt kommt man nicht wei­ter. Es wird Zeit, dass nicht mehr Anti­se­mi­tis­mus bekämpft wird, son­dern Anti­se­mi­ten. Und sons­ti­ges demo­kra­tie­feind­li­ches Gesin­del jeg­li­cher Cou­leur. Mit aller Här­te, die not­wen­dig ist, um den Geist zurück in die Fla­sche zu zwin­gen.

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