Ist es nicht etwas verwunderlich, dass gerade in diesen Tagen, in denen vor allem Facebook verdientermaßen auf die Jacke kriegt, in den Mainstream-Medien so wenig von den real existierenden freundlichen Alternativen zu den großen Datenkraken die Rede ist?
Stattdessen ergehen sich die mehr oder weniger kundigen »Experten« darin, zum Beispiel zu eruieren, was an Facebook trotz des inzwischen unbestreitbaren, völlig inaktzeptablen Nutzermissbrauchs doch noch ein klitzekleines bisschen toll sein könnte. Oder sie behaupten gleich ganz, dass es »de facto« keine Alternativen zu Zuckerbergs Leimrute gebe. Eine auch unter Facebook-Opfern weitverbreitete Ansicht. Das ist in etwa so, als wenn Kälber ihren Schlachter loben würden.
Tatsächlich hat man eine Wahl. Da wären Friendica[1]Friendica-Zugang via libranet.de, Diaspora[2]Diaspora-Zugang via joindiaspora.com, GNUSocial[3]GNUSocial-Zugang auf gnusocial.de und Ello[4]Ello-Zugang via ello.co, um nur mal vier mögliche Alternativen zu Facebook zu nennen. Und zum Beispiel Mastodon[5]Mastodon-Zugang via mastodon.social, wenn man sich von Twitter verabschieden möchte, ohne auf Microblogging verzichten zu müssen.
Und zum Chatten bietet sich Jabber[6]Jabber-Zugang via wiuwiu.de an, das sogar mit vielen anderen Messengern kompatibel ist, da es ebenfalls auf XMPP basiert. Ich benutze einen kostenlosen Zugang via Wiuwiu. Bei diesem Anbieter ist sogar ein Cloudspeicher von 1 GB inklusive. Sehr großzügig! [7]Generall lassen sich diese genannten Dienste entweder wie gehabt im Browser nutzen oder auch mit einem Client unter Windows, Linux, Android, iOS, macOS. Oft gibt es auch noch weitere Zugänge als die … Weiterlesen … [8]Und wer partout nicht auf Facebook oder Twitter verzichten kann/will, findet Apps, mit denen sich die Dienste verknüpfen lassen. Die Sinnfrage muss indes jeder für sich beantworten.
Und wenn man mal aktuellere wohlwollende Artikel findet, fehlt natürlich nie der Hinweis, dass die nicht-kommerziellen Alternativen eben letztlich keine sind, weil zu wenig Leute zu den möglichen Alternativen wechseln.
Was stimmt. Leider. Aber das bedeutet ja eben auch, dass die Nutzer es in der Hand hätten, das zu ändern. Da beißt sich die sprichwörtliche Katze in den Schwanz.
Es ist eigentlich ganz einfach: Wenn wir das Monster Facebook sterben sehen wollen, müssen wir aufhören, es zu füttern.
Die Freiheit, sich gegen Unfreiheit zu entscheiden, macht aber anscheinend vielen Angst. Nur geschätzt 2 Prozent der Facebook-Missbrauchsopfer haben konsequent ihren Account gelöscht. Ein weiterer überschaubarer Teil gibt an, seine Präsenz in dem Datenpuff reduziert zu haben.
Und der große Rest? Tja …
Dabei gibt es steile Lernkurven für ehemalige Facebook-Opfer weder bei Friendica noch bei Diaspora. Da findet sich jeder sofort zurecht, weil alles eigentlich ist wie immer. Auch bei der Twitter-Alternative Mastodon sieht alles aus wie gehabt. Ello funktioniert etwas anders, ist aber nach einer kurzen Eingewöhnung auch leicht zu bedienen.
Ich höre schon die ersten sagen: Aber da läuft ja gar nicht so viel… Stimmt. Und das ist auch gut so. Vielleicht sollten wir alle miteinander mal darüber nachdenken, ob wir wirklich weiterhin in pseudo-relevantem Scheiß in der Timeline und den ganzen Gruppen ersäuft werden wollen. Oder ob wir nicht viel mehr wieder langsamer und gezielter konsumieren sollten. Genau, klingt nach Regeln für bekömmliches Essen. Und es geht auch im Grunde um dasselbe: Weniger ist mehr.
Gerade um Ello ist es nach einem anfänglichen Hype sehr ruhig geworden. Schade eigentlich, denn die schicke werbefreie Community mit einem hohen Anteil an Kreativen hatte das Zeug, ganz groß zu werden. Ich denke, den Nutzern bis heute keine Funktion für PM/Chat/Messenger anzubieten, ist ein schwerer Fehler. So war Ello immer irgendwie unvollständig. Obwohl es auch so immer noch eine Menge zu bieten hat- vor allem hochklassige Inhalte.
Mir gefällt derzeit Friendica etwas besser als Diaspora. Das hat überwiegend optische Gründe. Ist aber natürlich Geschmackssache. Allerdings ist die Featureliste von Friendica schon recht beeindruckend. Wirkt insgesamt etwas runder, reifer, finde ich.
Auf jeden Fall lohnt sich ein Test immer. Man kann ja auch eine Weile mehrgleisig fahren und sich dann entscheiden – oder weiter beides benutzen.
Fragen, Kritik, Anregungen?
Nur zu. Entweder hier im Blog oder bei Friendica oder – dafür braucht es einen Client oder anderen Zugang – im Chat bei Jabber: mvg ( at ) wiuwiu.de.
Update 15.9.2018:
Inzwischen gibt es eine weitere mögliche Alternative, an der gerade kräftig gebastelt wird: OpenBook. Ich unterstütze das Projekt. Nicht nur verbal. Ich hoffe, wir sehen uns dort. Bald.
Leave Facebook. Quit Instagram. Drop Whatsapp. Now.
Anmerkungen
↑1 | Friendica-Zugang via libranet.de |
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↑2 | Diaspora-Zugang via joindiaspora.com |
↑3 | GNUSocial-Zugang auf gnusocial.de |
↑4 | Ello-Zugang via ello.co |
↑5 | Mastodon-Zugang via mastodon.social |
↑6 | Jabber-Zugang via wiuwiu.de |
↑7 | Generall lassen sich diese genannten Dienste entweder wie gehabt im Browser nutzen oder auch mit einem Client unter Windows, Linux, Android, iOS, macOS. Oft gibt es auch noch weitere Zugänge als die hier beispielhaft aufgeführten. |
↑8 | Und wer partout nicht auf Facebook oder Twitter verzichten kann/will, findet Apps, mit denen sich die Dienste verknüpfen lassen. Die Sinnfrage muss indes jeder für sich beantworten. |