Der lange Schatten des Krieges

Die pol­ni­schen Kriegs­schä­den wur­den nie rich­tig ent­schä­digt, nie voll­stän­dig gesühnt. Die Volks­re­pu­blik Polen ver­zich­te­te nach dem Krieg auf Ent­schä­di­gun­gen, auf Druck der Sowjet­uni­on, weil allein Mos­kau die deut­schen Repa­ra­ti­ons­zah­lun­gen kas­sie­ren woll­te. Das sagt Tomasz Kuria­no­wicz, der Chef­re­dak­teur der Ber­li­ner Zei­tung.

War­schau, Polen, 1943 – Sol­da­ten von SS-Gene­ral Stroop neben bren­nen­den Häu­sern, wäh­rend der Nie­der­schla­gung des Auf­stan­des im War­schau­er Ghet­to. (Foto: Yad Vashem)

Wis­sen das die Deut­schen? Heinz Rei­ne­farth hat über 100.000 Polen getö­tet, nach dem Krieg war er Bür­ger­meis­ter von Sylt

Ber­li­ner Zeitung

Anders als der Name Jür­gen Stroop, der aus Det­mold kam, sag­te mir der Name Heinz Rei­ne­farth nichts. Was zwei­fel­los eine Wis­sens­lü­cke dar­stellt. Zumal die­se üble Nazi-Schläch­ter exem­pla­risch dafür steht, was in der Bun­des­re­pu­blik mit der soge­nann­ten Ent­na­zi­fi­zie­rung falsch gelau­fen ist. Und das ist nicht reparabel.

Heinz Rei­ne­farth (links, mit Kosa­ken­müt­ze) wäh­rend des War­schau­er Auf­stan­des. 3.v.r. ist Jakub Bondarenko. 

Inter­es­sant in dem Zusam­men­hang – mög­li­cher­wei­se sogar für die Fra­ge von Repa­ra­ti­ons­zah­lun­gen – ist aller­dings auch die Ver­stri­ckung von »Hilfs­wil­li­gen« in den NS-Mas­sen­mord. Da wäre etwa Jakub Bon­da­ren­ko. Er ver­üb­te mit der Ukra­jins­ka pow­stans­ka armi­ja (UPA) an Mas­sa­kern gegen Juden und Polen – nicht nur an der Sei­te der SS bei der Nie­der­schla­gung des Auf­stan­des in War­schau. Die meis­ten Opfer von Mord und Ver­ge­wal­ti­gung in Wol­hy­ni­en und Ost­ga­li­zi­en waren Frau­en und Kin­der.

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