1992, bei ihrem ersten Kriegseinsatz, wurde sie in Sarajewo von Heckenschützen unter Feuer genommen und getroffen. Ihre kugelsicheren Weste rettete ihr das Leben. 1997 Bei einem Unfall mit einem Polizeifahrzeug in Belgrad erlitt sie 1997 mehrere Fußfrakturen. Ein Jahr später wurde ihr Fahrzeug im Kosovo von einer Granate getroffen und sie von Granatsplittern verletzt. Bei einem Grenzübergang zwischen Albanien und dem Kosovo wurde sie 1999 wurde sie mit einer Gruppe von Journalisten irrtümlich von NATO-Flugzeugen bombardiert. Und überlebte erneut.
Aber am 4. April 2014, nach Jahren weiterer Einsätze in Kriegsgebieten wie Irak und Afghanistan, blieb es nicht beim Close Call. Diesmal wurde Anja Niedringhaus getötet. Sie wurde 49 Jahre alt.[1]Ich habe den identischen Text auch auf meinem anderen Blog veröffentlicht.
Die aus Höxter stammende Fotografin und ihre kanadische Reporter-Kollegin von Associated Press Kathy Gannon waren in einem Wahlkonvoi aus afghanischen Sicherheitskräften und Wahlhelfern, die Stimmzettel auslieferten, in der Provinz Chost unterwegs, um über die Präsidentschaftswahl in Afghanistan 2014 zu berichten. An einem Stützpunkt mit Sicherheitskräften warteten sie auf der Rückbank ihres Fahrzeugs auf die Weiterfahrt, als ein Polizist mit den Worten „Allahu Akbar“ eine Salve aus seiner AK-47 auf sie abgab.
Niedringhaus war sofort tot, Gannon wurde durch drei Kugeln verletzt.
Ich glaube nicht, dass sie an diesem Tag ahnte, dass es schwierig werden könnte in Banda Khel oder sie gar sterben könnte. Sicher war da diese Grundanspannung, die man immer haben sollte, wenn man in Ländern wie Afghanistan unterwegs ist, selbst die Lage gerade nicht »heiß« ist. Man weiß nie, was einen an der nächsten Ecke erwartet.
For its stunning series of photographs of bloody yearlong combat inside Iraqi cities.
Aus der Würdigung Pulitzerpreis 2005
Ihr Mörder war kein Taliban, sondern ein afghanischer Polizist. 25 Jahre alt. Einer, der einen Groll mit sich herumschleppte, seit er Angehörige durch westliche Bomben verloren hatte. Warum er gerade Anja – genauer: die beiden Frauen – als Ziel seines Hasses auswählte und sein Sturmgewehr auf sie richtete, bleibt ein Rätsel. Vielleicht waren sie einfach die ersten Westler, die ihm über den Weg liefen.
Nachdem Anja 2005 für ihre Bilder aus Falludschah den Pulitzerpreis bekommen hatte – zusammen mit ihren Associated-Press-Kollegen Bilal Hussein, Karim Kadim, Brennan Linsley, Jim MacMillan, Samir Mizban, John Moore, Khalid Mohammed, Muhammed Muheisen, Murad Sezer und Mohammed Uraibi -, habe ich sie für die Zeitung, bei der ihr journalistischer Weg mit 17 Jahren begonnen hatte, telefonisch in New York City interviewt. Ich erinnere gut, wie bodennah und geerdet sie war, wie ihr der Trubel um ihre Person geradezu unangenehm war.
Und sie war völlig uneitel, redlich und bescheiden. »Ich bin vor allem eine Agenturfotografin. Ich mache, was ansteht. Das müssen nicht Krieg und Krisen sein«, sagte sie mir. Also auch genau das, was seit 1990, als sie bei der EPA anfing, ihr Beruf war – Sport- und Gesellschaftsfotografie. Etwa hat sie gern und gut neunmal bei Olympischen Spielen fotografiert. [2]Wie jemand auf die Idee kommen kann, eine Ausstellung und einen Film über Anja dümmlich mit »Bilderkriegerin« zu betiteln, ist mir schleierhaft. Das ist falsch und unangemessen. Ich bin sicher, ihr … Weiterlesen …
Aber klar ist auch, was und wo sie heute fotografieren würde. Auch wenn es gefährlich wird und schnell das eigene Leben kosten kann. Weil es jemand tun muss.
Anmerkungen
↑1 | Ich habe den identischen Text auch auf meinem anderen Blog veröffentlicht. |
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↑2 | Wie jemand auf die Idee kommen kann, eine Ausstellung und einen Film über Anja dümmlich mit »Bilderkriegerin« zu betiteln, ist mir schleierhaft. Das ist falsch und unangemessen. Ich bin sicher, ihr würde sich der Magen umdrehen. |