Wolfgang Schäuble ist ein gefährlicher Mann.
Der Bundesinnenminister hat sofort verstanden, welche Chance die jüngsten Anschlagsdrohungen von El Kaida ihm bieten. Kaum hat sich der Bonner Islamist Bekkay Harrach AKA Abu Talha mit einer neuen Botschaft an die Deutschen zu Wort gemeldet, lässt der Unionspolitiker die Bundespolizei mit Maschinenpistolen auf Bahnhöfen und Flughäfen patrouillieren.
Auch diese Botschaft ist klar: Deutschland ist bedroht. Mehr Polizei und schärfere Gesetze und mehr Überwachung bieten mehr Sicherheit. Ich als Innenminister garantiere das. Also muss, wer das auch will, am 27. September die Union wählen.
Schäuble spielt virtuos auf der Klaviatur der Angst. Er setzt, das ist für mich sonnenklar, darauf, dass besorgte Menschen sich an das vereintlich Bewährte halten und den Wechsel hintanstellen. Ein zwar durchsichtiges, aber deshalb möglicherweise dennoch erfolgreiches Manöver.
Kaum gerät die sicher geglaubte schwarz-gelbe Mehrheit in Gefahr, legt das konservative Lager nach und versucht, sich die Sorgen der Menschen innenpolitisch und wahltaktisch zunutze zu machen.
Sicher, die Drohungen des Deutsch-Marokkaners vor dem Hintergrund des Afghanistan-Krieges (sic!) sind wahrscheinlich durchaus ernst zu nehmen und die Gefahr von Anschlägen ist möglicherweise gar nicht mehr so abstrakt. Aber die Frage ist doch: Wie soll sich das durch die Symbolpolitik à la Schäuble denn ändern?
Er kann noch so viele Bundespolizisten auf die Bahn- und Flugsteige schicken – aber was ist mit den Gasspeichern, den Wasserwerken, den Talsperren, den U‑Bahnen, den Fußballstadien, den Ausflugszielen … ?
Was, wenn bin Laden zum Beispielauf die Idee käme, ausgerechnet im Varusjahr den Hermann, das deutscheste aller deutschen Symbole, von seinem Sockel zu sprengen und die holländischen Touristen gleich mit?
Können die im Innenministerium gleich mal auf die Liste ihrer zu schützenden Objekte nehmen.