Aus der Sicht der Linken in Horn-Bad Meinberg wird gerade mit den Plänen für 13 gigantische Industriewindanlagen das für die Energiewende so dringend notwendige Vertrauen der Bevölkerung verspielt. Das betont die Stadtverordnete Diana Ammer. Die höchst umstrittenen Anlagen auf dem Kamm des Teutoburger Waldes verteilen sich auf das Gebiet von Schlangen, Detmold und eben Horn-Bad Meinberg.
Gegenüber dem Pivit sagte Ammer, ihre Partei trete entschieden für Klimaschutz ein. Daher stehe sie der Nutzung von regenerativen Energiequellen positiv gegenüber. Neben dem Ausbau von Solarenergieanlagen sei dazu auch der Ausbau der Nutzung von Windenergie wichtig. Bei der Errichtung von neuen Windenergieanlagen bedarf es laut Ammer aber »einer sorgfältigen Abwägung des Nutzens mit den Beeinträchtigung von Mensch und Umwelt«. Dies gelte insbesondere bei so sensiblen Standorten wie auf dem Kamm des Teutoburger Waldes.
»An zwei der geplanten Standorte vollkommen intakter, bereits vor einigen Jahren aufgeforsteter Fichtenwald«
Grundeigentümer Stephan zu Lippe und die Firma WestfalenWind, so Ammer, argumentierten bislang damit, dass alle geplanten Anlagen-Standorte auf devastierten (verwüsteten) Waldflächen befänden, auf denen Fichten dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen seien. Diana Ammer: »Diese auf der Homepage von WestfalenWind nachzulesende Aussage ist nachweislich falsch. Eine Ortsbegehung Ende August 2021 offenbarte, dass sich an zwei der geplanten Standorte vollkommen intakter, bereits vor einigen Jahren aufgeforsteter Fichtenwald befindet.«[1]Gemeint sind hier
Auch bei zwei weiteren Standorten handele es sich offensichtlich nicht um Kahlschlagflächen, sondern um Waldwiesen. An mehreren weiteren Standorten befinden sich nach ihrer Beobachtung unter abgestorbenen Fichten bereits nachwachsende junge Bäumchen, die beim Bau der geplanten Anlagen entfernt werden müssten.
Über die geplante Zuwegung seien bislang nur sehr wenige Details veröffentlicht worden, sagt die Stadtverordnete. Etwa, dass überwiegend bereits vorhandene Forstwege auf fünf Meter geschotterte Breite erweitert werden sollen. Dem »Leitfaden Rahmenbedingungen für Windenergieanlagen auf Waldflächen in Nordrhein-Westfalen« lasse sich entnehmen, dass zusätzlich die Wegränder und der Bereich über dem Weg von Bewuchs und überhängenden Ästen freigehalten werden und scharfe Kurven begradigt werden müssten.
»Wandern auf fünf Meter breiten Schotterpisten ohne Schatten von Bäumen entspricht nicht dem, was man von einer Wanderregion erwarten kann«
Ammer: »Wer sich die Situation vor Ort anschaut, kann erkennen, dass für die 13 Anlagen geschätzte zehn Kilometer bislang gut wanderbare Waldwege in breite Schotterpisten umgebaut werden müssen, zum Beispiel der Kammweg zwischen Gauseköte und Stemberg auf einer Länge von zweieinhalb Kilometern und wenige hundert Meter nördlich davon der parallel dazu verlaufende Illadenweg ab Kreuzkrug auf einer Länge von drei Kilometern.« Letzterer sei Teil des Bäderweges, eines touristisch besonders wichtigen Wanderwegs, der die drei Eggebäder Meinberg, Driburg und Lippspringe miteinander verbinde. »Wandern auf fünf Meter breiten Schotterpisten ohne Schatten von Bäumen entspricht nicht dem, was man von einer Wanderregion erwarten kann«, betont Diana Ammer.
Für die Horn-Bad Meinberger Linken ist es ein Widerspruch in sich, dass hier Wald als dringend benötigte CO2-Speicher langfristig massiv zerstört wird, um den CO2-Ausstoß durch Kohlekraftwerke zu verringern. Diana Ammer betont: »Wir brauchen eine Energiewende im Einklang mit dem Naturschutz und Minimierung von Flächenverbrauch.«
„Es wird offensichtlich nicht ehrlich informiert“, ist die Meinung von Volker Ammer, ebenfalls Mitglied der Horn-Bad Meinberger Linken. Er hat eine sehr ausführliche, kenntnisreiche Darstellung der zu erwartenden massiven Schäden an Wald, Boden und Landschaft vorgelegt. Die lesenswerte Dokumentation basiert auf eigenen Beobachtungen mit zahlreichen Fotos von Volker Ammer aus den betroffenen Bereichen. Der Pivit bietet sie hier als PDF zum Download an.
Wer wissen möchte, wie devastierte (zerstörte) Flächen tatsächlich aussehen, kann das hier tun.
Was von einem Wald übrig bleibt, in dem gigantische Windindustrieanlagen für »Ökostrom« errichtet wurden, zeigt das Video[2]Quelle aus dem benachbarten Kaufunger Wald. Das Waldgebiet ist, wie der Reinhardswald, ebenfalls hessischer Staatswald in den Händen der grünen Umweltministerin Priska Hinz. Wo früher gesunder, gewachsener Waldboden seinen Dienst als wichtiger Lebensraum und Wasserspeicher tat, wurden riesige, hoch verdichtete Schotterflächen, Straßen und Erdwälle aufgeschüttet oder das Erdreich metertief abgegraben. Von den 1.000 Tonnen Stahlbeton für ein einziges Fundament ganz zu schweigen. Nicht einmal der Müll wurde entsorgt. Diese massiven Eingriffe, mitsamt mehr als 14 km Straßenbau (nur für die ersten 18 Anlagen!), Jahren voller Baulärm und Beeinträchtigung gefährdeter Arten, sollen im Reinhardswald, einem der letzten großen zusammenhängenden Wälder Deutschlands, verhindert werden.
Auf dem Kamm des Teutoburger Waldes in Lippe droht dasselbe Desaster, wenn die Politik nicht langsam mal aufwacht. Die Ignoranz von Leute, die sich als grün, sozial und demokratisch verstehen, ist furchterregend.