Absage an Riesen-Windräder im Teuto: Niemand will den Schwarzen Peter

Geplan­te Indus­trie­wind­an­la­ge, ins­ge­samt 245 Meter hoch, im Teu­to­bur­ger Wald. Dane­ben der Her­mann mit sei­nen ver­gleichs­wei­se mick­ri­gen 53 Metern. Mit ins­ge­samt 13 die­ser gigan­to­ma­ni­schen Kra­tu­re (Lip­pisch für häss­li­ches Ding) soll die Kamm­li­nie des Teu­tos und der Egge ver­schan­delt wer­den. Die mas­si­ve Beein­träch­ti­gung ist aller­dings nicht nur opti­scher Art. (Mon­ta­ge: Micha­el Kaiser)

Die Chan­cen für den Bau von 13 gigan­ti­schen Indus­trie­wind­an­la­gen auf dem Kamm des Teu­to­bur­ger Wal­des ste­hen sehr schlecht. Der Kreis Lip­pe als Herr des Geneh­mi­gungs­ver­fah­rens ist an die Ent­schei­dung der Bezirks­re­gie­rung Müns­ter gebun­den, die hier­zu­lan­de (NRW) als Fach­be­hör­de in Fra­gen der Luft­fahrt zustän­dig ist. Und die Behör­de in Müns­ter hat dem Vor­ha­ben mit Schrei­ben vom 29. Sep­tem­ber ihre Zustim­mung versagt.

Zuvor hat­ten die bri­ti­schen Streit­kräf­te als Ver­ant­wort­li­che für den Betrieb des Trup­pen­übungs­plat­zes Sen­ne­la­ger, der in dem frag­li­chen Gebiet an den »Teu­to« grenzt, ihr Veto gegen das Pro­jekt ein­ge­legt – wir berich­te­ten mehr­fach.[1]Quel­len Dabei haben die Bri­ten nicht nur auf eige­ne Inter­es­sen im mili­tä­ri­schen Übungs­be­trieb, son­dern auf die Erfül­lung von NATO-Ver­pflich­tun­gen hin­ge­wie­sen. Ableh­nend äußer­te sich auch die Bundeswehr.

Unter­mau­ert wur­de das ableh­nen­de Votum aus Müns­ter nach Infor­ma­tio­nen des Kie­bitz durch die gut­ach­ter­li­che Stel­lung­nah­me wei­te­rer Fach­be­hör­den für Luft­si­cher­heit. »Die Rechts­la­ge ist ein­deu­tig und wur­de dem Kreis auch so mit­ge­teilt. Vor die­sem Hin­ter­grund wer­den dort aus luft­recht­li­chen Grün­den Wind­ener­gie­an­la­gen nicht errich­tet wer­den kön­nen. Dar­an hat sich nichts geän­dert«, sag­te Ulrich Tück­man­tel, Spre­cher der Bezirks­re­gie­rung Müns­ter, dem Kie­bitz am Mitt­woch.

Der Pro­jekt­be­trei­ber, West­fa­len­Wind aus Pader­born, hat­te bis Ende Okto­ber Gele­gen­heit zu einer Stel­lung­nah­me und die­se nach offi­zi­el­len Anga­ben auch genutzt. Den­noch sieht es so aus: »Der Kreis Lip­pe ist als Geneh­mi­gungs­be­hör­de an die ver­wei­ger­te Zustim­mung der Luft­fahrt­be­hör­de gebun­den und darf die­se nicht über­stim­men bzw. erset­zen.« Das erklär­te die Pres­se­stel­le des Krei­ses Lip­pe auf Anfra­ge des Kie­bitz.

Somit scheint eine Ableh­nung des Wind­rad­baus an der Gau­se­kö­te auf Grund­stü­cken, die dem Prin­zen Lip­pe gehö­ren, nur noch eine Fra­ge der Zeit.

Dabei ist der Kreis in einer nicht unbe­dingt benei­dens­wer­ten Situa­ti­on und bemüh­te sich nach Infor­ma­tio­nen des Kie­bitz noch ges­tern in Gesprä­chen höhe­ren Orts um Ver­mei­dung oder wenigs­tens Begren­zung eines dro­hen­den Schadens. 

Das Dilem­ma: Spricht der Kreis Lip­pe eine Ableh­nung aus, dro­hen Kla­gen des regio­na­len Pro­jekt­be­trei­bers. An hef­ti­gen Ankün­di­gun­gen in die­ser Rich­tung war ja kein Man­gel. Aller­dings schät­zen Beob­ach­ter die Erfolgs­chan­cen eines sol­chen lang­wie­ri­gen Kla­ge­ver­fah­rens über meh­re­re Instan­zen als eher mau ein, die Kos­ten für den Klä­ger aber als enorm. Setz­te sich der Kreis wider bes­se­res Wis­sen über die erklär­ten luft­recht­li­chen Ein­wän­de hin­weg, wür­de er wohl sofort, sozu­sa­gen aus dem eige­nen Lager, vom Bund ver­klagt. Und zwar gleich vor dem Ober­ver­wal­tungs­ge­richt. Und der Bund hät­te mit NATO und über­ge­ord­ne­ten Inter­es­sen im Rücken die bes­se­ren Karten. 

Salopp gesagt: Der Kreis Lip­pe bemüht sich ver­zwei­felt, den schwar­zen Peter los­zu­wer­den. Wird aber wahr­schein­lich nicht klap­pen. Zau­dern bringt nichts. Wie wir gera­de auch in ande­rem Zusam­men­hang schmerz­lich erfahren.

Am Ran­de bemerkt: In Thü­rin­gen wür­de sich das Pro­blem – wie berich­tet – gar nicht stellen.

Nicht kle­ckern, klot­zen. So der Plan der Projektbetreiber.

Nicht ver­ges­sen wer­den darf, dass unab­hän­gig von den poli­tisch-mili­tä­risch-recht­li­chen Fra­gen, auf die sich die Debat­te in den ver­gan­ge­nen Wochen zuge­spitzt hat, immer noch die gewich­ti­gen natur­schutz­fach­li­chen Argu­men­te gegen den Plan der Rie­sen­pro­pel­ler auf dem Kamm des »Teu­to« spre­chen. Die angeb­lich ver­wüs­te­ten Flä­chen, die angeb­lich »aus­schließ­lich« für die Indus­trie­wind­a­na­gen platt­ge­macht wer­den sol­len, sind lang­jäh­ri­gen Ken­nern zufol­ge so deva­stiert nicht. 

Hier wur­den und wer­den aus rein wirt­schaft­li­chen Grün­den die mas­si­ven schlim­men Fol­gen für Fau­na und Flo­ra und für die Tou­ris­mus­re­gi­on Lip­pe bewusst kleingeredet.

Es nimmt daher nicht wun­der, dass auch der welt­be­kann­te Wald­ex­per­te Peter Wohl­le­ben ein­deu­tig Stel­lung bezo­gen hat gegen die Indus­tria­li­sie­rung der Wäl­der zum Zwe­cke der Energiegewinnung.

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6 Kommentare

  • Wich­tig ist doch, dass dr Strom aus der Steck­do­se kommt. nd welt­be­kann­te Exper­ten gibt es für jede Bran­che. Einer­seits wird über Tieg´fflieger geme­ckert und die Bri­ten beschul­digt, sich wie Besat­zer zu beneh­men, ande­rer­seits wer­den sie jetzt als Gegen­ar­gu­ment ger­ne benutzt.

    • Hal­lo,
      ich las­se die­sen in Form und Inhalt »niveau­vol­len« Kom­men­tar ein­mal so ste­hen. Aber nur aus­nahms­wei­se. Als abschre­cken­des Beispiel.

    • ich fin­de es immer wie­der herr­lich, wie schön es sich anonym „mit­re­den“ lässt, JBV.

      • Der Achim Volk­mer hat sicher nur ver­ges­sen, sei­nen Namen dazu zu schreiben. 😉

  • ??

    Sieht nach einem guten Jahr für Weiss­kopf­see­ad­ler, Wäl­der, Tie­re und Men­schen aus. Der Teu­to bleibt tabu ?.

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