Als meine politische Sozialisation begann, waren alle Leute, die für mich wichtig waren und die ich respektierte, Sozialdemokraten. Da war ich noch nicht mal 16 Jahre alt.
Mein Klassenlehrer, der spätere NRW-Landtagsabgeordnete Manfred Böcker aus Augustdorf, zum Beispiel. Oder der Kreispolitiker und Dorfpfarrer Hans Budde, bei dem ich Zeuge des Besuchs von Willy Brandt war. Oder der langjährige Bürgermeister Kurt Wistinghausen. Ebenfalls Augustdorf.
Als ich als Lokal-Journalist meine ersten Schritte machte, waren es das Kalletaler Ratsmitglied Erhard Arning (2022 verstorben) und seine Frau Ellen oder der Ratsherr Volker Aust aus Bavenhausen oder André Bierbaum aus Erder, denen ich viel zu verdanken hatte, die mir vorlebten und beibrachten, wie (Lokal-)Politik und Engagement für die Gemeinschaft funktioniert. Den lippischen Landrat Hans Pohl aus Lemgo, früher mal Mitspieler von Gerhard Schröder in der Fußballmannschaft des TuS Talle, zu achten, war ebenfalls nicht schwer. Detmolds Bürgermeister Friedrich »Fritze« Brakemeier habe ich als Redakteur oft das Leben schwergemacht. Ich habe meinen Job gemacht, er seinen. Ihn als Mensch zu respektieren, fiel mir aber immer leicht.
Es waren alles Menschen, dank derer die Gemeinde besser war als ohne sie. Einige sind immer noch aktiv.
Heute sind die Sozialdemokraten oder die, die sich so nennen, Menschen, die ich nicht respektieren kann. Karrierristen, Blender, Schwätzer, Gender-Idioten, Mitläufer, Strippenzieher, Postenjäger, Netzwerker, Quoten- und ProporzreiterInnen.
Früher war die SPD die Partei der »kleinen Leute«.
Früher war die SPD die Partei, die sich für Bildung für alle einsetzte.
Früher war die SPD die Partei des Friedens.
Früher war die SPD die Partei des sozialen Ausgleichs.
Früher war die SPD die Partei, die Chancengleichheit ernst nahm.
Früher war die SPD die Partei, die eingedenk der Kriege des 20. Jahrhunderts die Einheit Europas hochhielt.
Heute ist die SPD die Partei der Worthülsen, der leeren Versprechen, der Popanze, des Militärs.
Heute ist die SPD die Partei, für die korrupte Banker und deren Interessen oder Sozialstaats-Schnorrer mehr zählen als die ehrlicher Malocher und Menschen, die immer noch versuchen, ihren Lebensunterhalt anständig zu verdienen. Und es kaum noch hinkriegen.
Heute ist die SPD die Partei der ewigen Mandatsträger, der Dauerpostenbesitzer, der KunglerInnen und Spezis, der Zeitgeistler.
Einfach nur noch abstoßend. Zum Weglaufen.
Wenn Willy Brandt oder Helmut Schmidt, Egon Bahr, Johannes Rau oder Wolfgang Clement wüssten, wie es um die SPD und um das Land steht, sie würden im Grabe rotieren.
Ich denke nicht, dass sich das noch mal zum Besseren wenden wird. Und dieser Parteitag in Berlin wird daran nicht das Geringste ändern. Erst recht nicht mit den derzeit handelnden Personen.