Noch mehr heftiger Gegenwind für die geplanten gigantischen Industriewindanlagen an der Gauseköte. Die britischen Streitkräfte legen ihr Veto ein. In der Abwägung hat ihr Wort erhebliches Gewicht.
Die Briten sind beteiligt, weil außer der Bundeswehr auch sie und andere NATO-Staaten den Truppenübungsplatz Senne nutzen, an dessen Rand der höchst umstrittene Windpark auf Gelände des Prinzen Lippe gebaut würde. Den Plänen zufolge sollen es 13 Anlagen mit einer Nabenhöhe von 160 Metern und einer Gesamthöhe von 254 Metern samt Kranflächen, Leitungen und Zuwegungen mitten im Wald auf dem Gebiet von Schlangen, Detmold und Horn-Bad Meinberg werden.
Nach Angaben des Kreises Lippe haben die für Luftfahrt zuständigen Behörden ihre Stellungnahme abgegeben: »Darin enthalten sind Ausführungen der britischen Streitkräfte, die im Bereich der Senne den Truppenübungsplatz nutzen. Sie sprechen sich gegen den Bau der Anlagen aus.« Das Genehmigungsverfahren für den Bau und den Betrieb von Windenergieanlagen liegt in Händen des Kreises.
Der Antragsteller WestfalenWind habe die Unterlagen für den Bau und Betrieb von insgesamt 13 Anlagen Ende Dezember 2020 eingereicht und im Mai diesen Jahres inhaltlich vervollständigt. Die Immissionsschutzbehörde habe daraufhin in Absprache mit dem Antragsteller zunächst die sogenannten Träger öffentlicher Belange in das Genehmigungsverfahren einbezogen. Hierbei handelt es sich laut Kreis etwa um die Fachbehörden, die betroffenen Kommunen, die Bezirksregierung oder auch die Behörden für Luftfahrt (Bezirksregierung Münster, Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr). »Die Beteiligung ist gesetzlich vorgegeben. Im Bereich der Luftfahrt werden zivile und militärische Angelegenheiten betrachtet«. heißt es in der Mitteilung von heute wörtlich.
Kreis Lippe prüft weiteres Vorgehen
Der Kreis habe die Offenlage der ergänzten Antragsunterlagen und der bisher vorliegenden abschließenden Stellungnahmen der verschiedenen Akteure ursprünglich für Ende September geplant. Durch dieses Vorgehen wollte die Verwaltung der Öffentlichkeit alle wichtigen Unterlagen gebündelt zur Verfügung stellen. Und vielsagend heißt es weiter: »Was die Stellungnahme des Militärs nun für die weiteren Schritte des Verfahrens bedeutet, wird gerade geprüft.«
Hintergrund ist, dass bei Manövern in der Senne von der übenden Truppe der NATO immer wieder auch Luftfahrzeuge – von Kampfjets bis Hubschraubern eingesetzt werden. Gerade jetzt läuft auf dem Truppenübungsplatz in Paderborn-Sennelager eine größere Übung des britischen Militärs. Noch bis zum 22. Oktober trainieren dort etwa 650 Soldaten eines Aufklärungsregiments mit mehreren Militärfahrzeugen.
Aber auch die britische Luftwaffe probt. Und das wohl auf spektakuläre Art und Weise. Vom 11. Oktober an werden an insgesamt acht Tagen jeweils für etwa 90 Minuten zwei Tornados mit 27-mm-Kanonen im Tiefflug Bodenangriffe simulieren. Dabei werden die Piloten auch auf Ziele auf dem Truppenübungsplatz in Paderborn-Sennelager schießen. Das britische Militär weist schon jetzt darauf hin, dass mindestens dieser Teil der Übung auch nicht zu überhören sein wird.
Es handele sich aber um eine reine Routine-Übung. Die Soldaten werden teilweise auch außerhalb der Senne trainieren, und zwar auf größeren privaten Ländereien in Büren-Brenken und Willebadessen. Die Übung dieses Truppenteils diene dazu, lange Strecken zurückzulegen und Ziele verdeckt zu überwachen.