Ob Heidi Wiese heute abend Arte schaut? Schätze schon. An ihrer Stelle würde ich mir »Larry Flynt – Die nackte Wahrheit« nicht entgehen lassen. Immerhin hat die ehemalige Feuilletonchefin des in Bielefeld erscheinenden Westfalen-Blatts wegen dieses Films ihren Job verloren.
1997 war das. Ich erinnere mich gut, wie damals insgesamt drei Kollegen gehen sollten, weil sie dieses »pornographieverherrlichenden Machwerk« über den Herausgeber des Hustler, so die Sicht der Chefredaktion, vertreten durch Rolf Dressler, und des Verlegers Carl-Wilhem Busse, in der Zeitung besprechen *wollten*. Passiert ist das nie. Die Kündigung bekamen sie dennoch. Jedenfalls zwei der drei verließen die Zeitung. Der Autor der inkriminierten Würdigung des Milos-Forman-Films überlebte das Sitten-Massaker im Verlag. Heidi Wiese, die den Text nicht geschrieben hatte, nicht.[1]Nebenbei bemerkt verlor das WB mit Heidi eine hochgeschätzte nicht nur journalistische Autorin. Auch nicht die Kollegin, die die Kinoseite produzierte. [2]Die TAZ hat sich des Falls damals angenommen.
Zu der Zeit lief beim WB so einiges schon nicht mehr rund. Dafür war nicht Dressler verantwortlich, sondern andere Gestalten – wie der kleinwüchsige Leiter der Bezirksredaktion, dessen tumber Adlatus und natürlich Dresslers Co-Chefredakteur, über den der leider viel zu früh verstorbene Vorgänger von Heidi Wiese mal das unsterbliche Bonmot geprägt hatte, er habe »das Charisma eines in den Dreck gefallenen Palmin-Riegels«. Priceless![3]Übrigens: Seine Positionen waren absolut kritikwürdig. Ich kann aber aus meiner Zeit in der Mantelredaktion des WB über Rolf Dressler nichts Schlechtes sagen. Er war mir gegenüber im persönlich … Weiterlesen …
Und für mich als Lokalchef der zum WB gehörenden Lippischen Rundschau in Detmold war dieser Vorgang ein letzter Baustein zu der Erkenntnis, dass es Zeit für eine Veränderung wurde. Ein Jahr später bin ich gegangen.
Anmerkungen
↑1 | Nebenbei bemerkt verlor das WB mit Heidi eine hochgeschätzte nicht nur journalistische Autorin. |
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↑2 | Die TAZ hat sich des Falls damals angenommen. |
↑3 | Übrigens: Seine Positionen waren absolut kritikwürdig. Ich kann aber aus meiner Zeit in der Mantelredaktion des WB über Rolf Dressler nichts Schlechtes sagen. Er war mir gegenüber im persönlich Umgang stets zivilisiert und fair. Wenn ich an ihn denke, dann auch an ein kleines gerahmtes Plakat in seinem Büro. Darauf stand: »Demokraten gehen wählen.« |