Kein Wind, kein Strom – die Kohle muss es richten

Bei Flau­te kein Wind­strom. Die ver­hass­te Koh­le lie­fert. (Foto: S. Her­mann & F. Rich­ter/Pixa­bay)

Eine inter­es­san­te Mel­dung vom Anfang der Woche ist geeig­net, den Hype um die Wind­kraft als das zu ent­lar­ven, was er ist: inter­es­sen­ge­steu­er­ter Zweck­op­ti­mis­mus des Wind­strom­kar­tells. Denn der in Deutsch­land erzeug­te und in das Strom­netz ein­ge­speis­te Strom stamm­te im ers­ten Halb­jahr 2021 mehr­heit­lich aus kon­ven­tio­nel­len Energieträgern. 

Wie das Sta­tis­ti­sche Bun­des­amt (Desta­tis) mit­teilt, stieg die Strom­erzeu­gung aus kon­ven­tio­nel­ler Ener­gie gegen­über dem glei­chen Zeit­raum des Vor­jah­res um 20,9 Pro­zent und mach­te einen Anteil von 56,0 Pro­zent an der gesam­ten Strom­erzeu­gung aus. Wich­tigs­ter Ener­gie­trä­ger war dem­nach auf­grund des wind­ar­men Früh­jahrs die Koh­le, nach­dem im 1. Halb­jahr 2020 die Wind­kraft der wich­tigs­te Ener­gie­trä­ger gewe­sen war. 

Ins­ge­samt wur­den laut Desta­tis in den ers­ten sechs Mona­ten 2021 nach vor­läu­fi­gen Ergeb­nis­sen 258,9 Mil­li­ar­den Kilo­watt­stun­den Strom erzeugt.[1]Zur Ein­ord­nung: Ein Ein-Per­so­nen-Haus­halt in Deutsch­land ver­braucht durch­schnitt­lich rund 2.000 Kilo­watt­stun­den Strom pro Jahr Das waren 10,0 Mil­li­ar­den Kilo­watt­stun­den oder 4,0 Pro­zent mehr als im ers­ten Halb­jahr 2020. 

Gut ein Drittel mehr Kohlestrom eingespeist als im ersten Halbjahr 2020

Mit einem Plus von 35,5 Pro­zent ver­zeich­ne­te der Strom aus Koh­le­kraft­wer­ken den höchs­ten Anstieg gegen­über dem Vor­jah­res­zeit­raum, so die Sta­tis­ti­ker. Koh­le mach­te damit 27,1 Pro­zent der ins­ge­samt ein­ge­speis­ten Strom­men­ge aus. Die Ein­spei­sung aus erneu­er­ba­ren Ener­gien sank dage­gen um 11,7 Prozent. 

Ins­be­son­de­re die Strom­ein­spei­sung aus Wind­kraft war mit einem Rück­gang um 21,0 Pro­zent deut­lich nied­ri­ger als im Vor­jah­res­zeit­raum. Der Anteil an der ins­ge­samt ein­ge­speis­ten Strom­men­ge sank dadurch von 29,1 auf 22,1 Pro­zent. Die Strom­ein­spei­sung aus Pho­to­vol­ta­ik sank nur leicht um 1,5 Pro­zent gegen­über dem ers­ten Halb­jahr 2020. Der Anteil an der gesam­ten Strom­erzeu­gung ging von 10 auf 9,4 Pro­zent zurück.

Fast ein Drittel weniger Strom aus Windkraft im windarmen ersten Quartal 2021

Laut Desta­tis war die Ein­spei­sung von 57,1 Mil­li­ar­den Kilo­watt­stun­den Wind­strom der nied­rigs­te Wert für ein ers­tes Halb­jahr seit 2018. Dies ist auf ein wind­ar­mes ers­tes Quar­tal 2021 zurück­zu­füh­ren, in dem 32,4 Pro­zent weni­ger Wind­strom als im Vor­jah­res­quar­tal erzeugt wur­de. In den Jah­ren 2019 und 2020 hat­te die Strom­ein­spei­sung aus Wind­kraft auf­grund star­ker und lang anhal­ten­der Früh­jahrs­stür­me im ers­ten Quar­tal deut­lich höhe­re Wer­te erreicht. Im zwei­ten Quar­tal 2021 stieg die Strom­ein­spei­sung aus Wind­kraft dage­gen leicht um 3,7 Pro­zent gegen­über dem zwei­ten Quar­tal 2020 an.

Importierte Strommenge unverändert

Die nach Deutsch­land impor­tier­te Strom­men­ge war im 1. Halb­jahr 2021 im Vor­jah­res­ver­gleich unver­än­dert (25,7 Mil­li­ar­den Kilo­watt­stun­den). Die expor­tier­te Strom­men­ge stieg um 2,7 Pro­zent (34,5 Mil­li­ar­den Kilo­watt­stun­den). Ins­ge­samt wur­de wei­ter­hin mehr Strom expor­tiert als impor­tiert, teilt Desta­tis mit.

Unterm Strich bleibt fest­zu­hal­ten, dass die soge­nann­ten erneu­er­ba­re Ener­gien, allen vor­an die Wind­kraft, extrem unzu­ver­läs­sig sind. Und das Pro­blem des Flat­ter­stroms wird mit dem viel­fach gefor­der­ten beschleu­nig­ten Zubau von Indus­trie­wind­an­la­gen nicht etwa gerin­ger, son­dern ver­schärft sich noch. So schlecht, so erwartbar. 

Mit jedem Stock­werk auf dem ener­gie­po­li­ti­schen deut­schen Wol­ken­ku­ckucks­heim rückt das Land dem Crash ein Stück näher. Die Mär von der »erfolg­rei­chen Ener­gie­wen­de« kann hier­zu­lan­de nur wei­ter ver­brei­tet wer­den, weil Nach­bar­staa­ten uns den Arsch ret­ten. Ob einem das gefällt oder nicht. Atom- oder Koh­lestrom hin oder her.

Die Ver­bren­nung fos­si­ler Roh­stof­fe wie Koh­le ist wegen des Kli­ma­wan­dels zuneh­mend umstrit­ten. Laut bis­he­ri­ger Geset­zes­la­ge soll Deutsch­land spä­tes­tens 2038 ganz auf die Koh­le­kraft ver­zich­ten. Kli­ma­schüt­zer for­dern mit Blick auf eine aus ihrer Sicht not­wen­di­ge stär­ke­re Ver­rin­ge­rung des kli­ma­schäd­li­chen Koh­len­di­oxid (CO2) ein frü­he­res Aus­lau­fen. Gro­ße Ver­spre­chen, vage Kon­zep­te.

Die Bun­des­re­gie­rung hat den Weg Deutsch­lands zu Kli­ma­neu­tra­li­tät bis Mit­te des Jahr­hun­derts im Kli­ma­schutz­ge­setz ver­an­kert. Dem­nach soll der Aus­stoß von Treib­haus­ga­sen wie CO2 bis 2030 um 65 Pro­zent gegen­über 1990 ver­rin­gert wer­den, bis 2040 um min­des­tens 88 Pro­zent. 2045 soll Euro­pas größ­te Volks­wirt­schaft Kli­ma­neu­tra­li­tät errei­chen, also nur noch so vie­le Treib­haus­ga­se aus­sto­ßen, wie wie­der gebun­den wer­den können.

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1 Zur Ein­ord­nung: Ein Ein-Per­so­nen-Haus­halt in Deutsch­land ver­braucht durch­schnitt­lich rund 2.000 Kilo­watt­stun­den Strom pro Jahr

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