Dem »Hermann« kommen die Tränen angesichts des windigen Größenwahns

Vir­tu­el­ler, aber rea­lis­ti­scher Grö­ßen­ver­gleich: Geplan­te Indus­trie­wind­an­la­ge, ins­ge­samt 245 Meter hoch, im Teu­to­bur­ger Wald. Dane­ben der Her­mann mit sei­nen ver­gleichs­wei­se mick­ri­gen 53 Metern. Mit ins­ge­samt 13 die­ser gigan­to­ma­ni­schen Kra­tu­re (Lip­pisch für häss­li­ches Ding) soll die Kamm­li­nie des Teu­tos und der Egge ver­schan­delt wer­den. Die mas­si­ve Beein­träch­ti­gung ist aller­dings nicht nur opti­scher Art. (Mon­ta­ge: Micha­el Kaiser)

Es wird immer deut­li­cher: Natur‑, Arten- und Land­schafts­schutz kom­men in Deutsch­land unter die Räder. Mit dem Tot­schlag­ar­gu­ment »Kli­ma­schutz« wer­den künf­tig auch Flä­chen für rie­si­ge Wind­parks ver­ein­nahmt, die bis­her aus guten Grün­den jahr­zehn­te­lang streng geschützt waren. Gleich hier, in Lip­pe, hat man einen Logen­platz beim Trau­er­spiel namens »Ver­hun­zung des Teu­to­bur­ger Wal­des«.

Wel­che Aus­wir­kun­gen haben die Anla­gen auf Fle­der­mäu­se und geschütz­te Vogel­ar­ten wie den Schwarz­storch und Zug­vö­gel, die hier den Teu­to­bur­ger Wald überqueren?

13 Indus­trie­wind­an­la­gen mit einer Naben­hö­he von 167 Metern, ins­ge­samt 245 Meter hoch (!) sol­len hier auf 400 Hekt­ar Wald­flä­che hin­ge­klotzt wer­den – weil der Bewuchs ja sowie­so gera­de schwä­chelt. Man könn­te die Flä­chen aller­dings ein­fach so auf­fors­ten, wie es die Vor­fah­ren auch getan hät­ten. Müs­sen ja kei­ne Fich­ten­be­stän­de sein. Könn­te aller­dings ein, zwei Gene­ra­tio­nen dau­ern, bis sich da was ver­sil­bern lässt. Wer auf die schnel­le Mark aus ist, dem dau­ert das natür­lich zu lange.

Die Besit­zer, die auf üppig spru­deln­de Pach­ten und nach­fol­gen­de Betei­li­gun­gen spe­ku­lie­ren, und die sons­ti­gen Mega­ver­die­ner aus der Wind­groß­in­dus­trie, die das Mil­li­ar­den­ge­schäft end­lich wie­der ankur­beln wol­len, haben, wie es scheint, leich­tes Spiel. 

Geplant ist für den Wind­park die Bean­spru­chung von rund 400 Hekt­ar Wald. Pro Anla­ge wird eine Flä­che von etwa 5.000 Qua­drat­me­ter ver­sie­gelt und geschot­tert. Die zen­tra­le Erschlie­ßung soll über die Stra­ße Gau­se­kö­te erfol­gen. Von die­ser aus muss jede der 13 Anla­gen mit einer min­des­tens fünf Meter brei­ten Zufahrts­stra­ße erschlos­sen wer­den. Die­se Stra­ßen müs­sen in der Regel grad­li­nig, für Schwer­last­fahr­zeu­ge befahr­bar sein und mas­siv befes­tigt werden.

Kaum jemand in der Poli­tik traut sich, »Moment mal!« zu sagen. Irgend­je­mand muss nur »Kli­ma­schutz!« rufen, und schon las­sen man­che jeg­li­che Ver­nunft fah­ren. Grü­ne sowie­so, aber neu­er­dings auch SPD und nun­mehr auch die CDU sin­gen das hohe Lied der »erneu­er­ba­ren Ener­gien«. Als sei damit alles geklärt und jeg­li­cher Wider­spruch gera­de­zu unanständig. 

Dabei hat der aktu­ell zu kon­sta­tie­ren­de Aktio­nis­mus in Poli­ti­ker­krei­sen für »erneu­er­ba­re Ener­gien«[1]So etwas gibt es gar nicht, wie einem jeder Phy­sik­leh­rer erklä­ren kann. nichts mit Kli­ma­schutz zu tun. Hier wird – abge­se­hen von den Ver­lo­ckun­gen des staat­lich garan­tier­ten Gel­des – der Ver­such unter­nom­men, die Fol­gen fata­ler, über­has­te­ter Fehl­ent­schei­dun­gen zu minimieren. 

Ener­gie­po­li­tisch ist die­ses Land mit sei­nem Son­der­weg in eine Sack­gas­se gesteu­ert wor­den. Das wird sich sehr bald rächen.

Opfer müss­ten für die soge­nann­te Ener­gie­wen­de nun mal gebracht wer­den, assis­tie­ren eil­fer­tig loka­le Käse­blatt-Cla­qeu­re. »Räder müs­sen sich dre­hen für den Sieg.« Oder so ähn­lich. Zum Fremdschämen.

Dabei geht es wie immer um den schnö­den Mam­mon. Die Koh­le muss weg, damit Koh­le rein­kommt, sozu­sa­gen. Ham­bi bleibt. Aber Teu­to darf weg.

Kli­ma­schutz darf nicht zulas­ten der Wäl­der gehen – die Öko­lo­gie setzt unse­rem Ener­gie­ver­brauch Gren­zen, nicht umgekehrt.

Rai­ner Scheff­zik, Forstexperte

Hier am Her­mann wird ein Exem­pel sta­tu­iert. Kom­men die Wind­ge­winn­ler hier mit ihren Wahn­sinns­plä­nen durch, gibt es nir­gend­wo mehr ein Hal­ten. Dann sind die meis­ten Schutz­zo­nen, die windhöf­fi­gen zumal, bun­des­weit gelie­fert. Und das sind vie­le. Schö­ne neue Welt. Und das im Zei­chen »grü­ner« Poli­tik. Man darf das zum Kot­zen finden.

Seit mehr als einem Jahr mühen sich auf­rech­te Lip­per wacker, den Gaga-Plan zu ver­hin­dern: Natur­schüt­zer, Hei­mat­bund …[2]Die gemein­sa­me Stel­lung­nah­me der Natur­schutz­ver­bän­de als PDF

Man soll­te aber den poli­ti­schen und sons­ti­gen Ein­fluss der Wind-Lob­by nicht unter­schät­zen. Da sind land­auf, land­ab mäch­ti­ge, mit Medi­en und Behör­den bes­tens ver­netz­te und finan­zi­ell gut aus­ge­stat­te­te Akteu­re am Werk. Bei der EU in Brüs­sel, in Ber­lin, in Düs­sel­dorf, im Bezirk und natür­lich auch im Kreis Lip­pe, wo man ver­ges­sen zu haben scheint, war­um die Land­schafts­be­hör­de eigent­lich Land­schafts­be­hör­de heißt.

Beson­ders rück­sichts­voll sind die Kli­ma­angst­ge­winn­ler übri­gens auch nicht.[3]Mit­schnitt eines WDR5-Stadt­ge­sprächs in Bor­chen vom 7. Dezem­ber 2017 – bis kurz hin­ter das Video scrol­len; ins­ge­samt ent­lar­vend, beson­ders span­nend ab ca. 00:38:00

Denen muss man zum Schutz der Hei­mat und der Natur in den Arm fal­len. Ein paar wohl­for­mu­lier­te Fra­gen, bra­ve Stel­lung­nah­men und Ritu­al-Debat­ten wer­den da nicht reichen.

Anmer­kun­gen

Anmer­kun­gen
1 So etwas gibt es gar nicht, wie einem jeder Phy­sik­leh­rer erklä­ren kann.
2 Die gemein­sa­me Stel­lung­nah­me der Natur­schutz­ver­bän­de als PDF
3 Mit­schnitt eines WDR5-Stadt­ge­sprächs in Bor­chen vom 7. Dezem­ber 2017 – bis kurz hin­ter das Video scrol­len; ins­ge­samt ent­lar­vend, beson­ders span­nend ab ca. 00:38:00

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