Heute geht es mir ein bisschen so wie an dem Tag, als sich 3 Doors Down als Unterstützer von Donald Trump geoutet haben. Ich hatte tagelang Brechreiz, kann sie auch nach Jahren immer noch nicht hören.
Heute fühlt sich das auch so an. Nur schlimmer. Dutzende bekannte deutsche Schauspieler und Schauspielerinnen machen sich zu Deppen von sogenannten Querdenkern, Reichsbürgern, Coronaleugnern, durchgeknallten Verschwörungsgläubigen, Staatshassern und sonstigen Spinnern, die sich in den (Netz-)Dreckecken dieser Republik finden lassen. Da braucht es kein Orakel. Da muss man nur zuhören. Daran ändert auch kein »Dementi« oder eine fadenscheinige Distanzierung was. Punkt.
Um es mit Max Liebermann zu sagen: »Ick kann janich so viel fressen, wie ick kotzen möchte!«
Wenn die Beteiligten wirklich glauben sollten, einen intelligenten Beitrag zu einer gesellschaftlichen Diskussion zu leisten, sind sie tatsächlich so strunzdumm, wie sie jetzt dastehen. Wahrscheinlich dauert es höchstens noch einen Tag, dann werden sie den geordneten Rückzug antreten und sich mit ebenso durchschaubarem wie zynischem Gefasel à la »Satire darf alles« oder »Ist halt Kunst« aus der Affäre zu ziehen versuchen. Auch stets beliebt und besonders perfide: »Es tut mir leid, dass ich da falsch verstanden wurde.« Dabei wurden sie gar nicht missverstanden. Das war eindeutig. Rudern im Rückwärtsgang. Wird aber nicht klappen.
Manche versuchen inzwischen auch, sich klammheimlich im zügigen Seitschritt aus der HKL zu verpissen und ihr epochales Video löschen zu lassen.[1]Geht schon los. Funktioniert garantiert nicht. Die Coronaleugner-Fangruppe von Liefers und Konsorten hat alles längst gesichert und verteilt es hellauf begeistert wie blöde. Es dürfte inzwischen zigtausende Kopien und Compilations auf zig Servern geben. Da könnte man auch versuchen, einen Pfurz zurück in den Arsch zu drücken. Aber das Internet vergisst nie.
Ich übrigens auch nicht.
Clips wie etwa der von Wotan Wilke-Möhring, der über die Bedeutungsvarianten von »positiv« und »negativ« sinniert, sind einfach nur zum Fremdschämen.
ntv
Alle, die Bekannte, Freunde und Verwandte an Corona verloren haben oder sie leiden sehen, alle, die in Kliniken, Altenheimen, Schulen, Kindergärten und Familien jeden Tag und oft schon mit letzter Kraft gegen die Pandemie kämpfen, werden dieses widerliche, dümmliche Geschwätz[2]PLURV von Liefers, Makatsch, Möhring, Folkerts, Bruch, Brambach, Becker, Tukur und Co. nicht vergessen können.
Eine furchtbar traurige und vor allem schäbige Scharade, die ich bis heute nicht für möglich gehalten hätte. Und einigen der Teilnehmer niemals zugetraut hätte. Eine Schande für die Zunft. Und für das ganze Land.
Wer die Idee zu der Kampagne hatte, ist noch unklar. Im Impressum der zugehörigen Internetseite steht ein Mann, der das Coronavirus schon vor Monaten mit dem Grippevirus gleichsetzte.
Tagesspiegel
Da lassen sich vermeintlich namhafte Mimen von einem notorischen Coronaverharmloser aus München vor den Karren spannen. Was für ein wundersamer Vorgang. Das macht nichts besser, eher alles schlimmer. Und wer da letztlich auf dem Kutschbock sitzt, wissen wir noch gar nicht. Der Herr »Wunder« – bürgerlich Bernd Katzmarczyk -, der mit Ken Duken und Norbert Kneißl die Berliner Produktionsfirma Grand Hôtel Pictures betreibt, will es ja nicht sein. Der Herr Brüggemann auch nicht. Jedenfalls nicht alleine.
Aber in dieser Pandemie zeigt sich eben nicht zum ersten Mal gnadenlos, auf wen man zählen kann, wenn es schwierig wird, und wer ein selbstgerechtes, egoistisches, empathiefreies Arschloch ist und dafür erwartbar frenetischen Beifall aus der solidarischen Covidioten-Ecke bekommt. Hat da jemand »Boerne« gesagt?
In 53 kurzen Videos lästern die Damen und Herren zu leiser Klaviermusik über die Angst vor dem Virus. Sie raunen Wirres. Sie machen sich lustig über Menschen, die vor Erschöpfung am Gitterbett ihres Kindes hängen und weinen. Sie mokieren sich voller Häme über jene, die die Maßnahmen gegen Corona möglicherweise auch nicht durchgehend logisch, verständlich, supertoll und wirkungsvoll finden, die aber immerhin bereit sind, ihr Ego für ein paar Monate zurückzustellen.
RND
Dem Vernehmen nach plant #allesdichtmachen aka #niewiederaufmachen aka #lockdownfürimmer jetzt eine Lesereise mit allen Teilnehmern durch die Intensivstationen des Landes, um Patienten und Personal zu erheitern. Danach folgt eine internationale Tournee der deutschen (und österreichischen) Großschauspieler:Innen, um den Rest der Welt zu erleuchten.
Erste Station: Indien.[3]Aktuell mehr als 330.000 Neuinfektionen am Tag, 16 Millionen Infizierte insgesamt.
Ein zur Abwechslung mal *wirklich* sehenswertes Video zu dem Thema ist dieses vom Parabelritter.
Und noch eines von der »Basis«, der sich die GEZ-gepamperten TV-Schwätzer:Innen[4]… teilweise sechsstellige Gagen – pro »Tatort« … angeblich doch so nahe fühlen.
Ich persönlich betrachte die Liste der 53 Teilnehmer:Innen künftig als Blockliste.
Dankbar bin ich dem großartigen Ulrich Matthes für seine überaus integre und klare Stellungnahme am Abend in der Kulturzeit auf 3sat (ab 04:05 Min.).
Und wer es dann immer noch nicht verstanden hat, findet alle Argumente, was falsch an der Aktion ist, hier.